Weisen Rohstoffpreise den Weg

Seit Jahresbeginn zeigen die Aktienmärkte weitgehend starke Zuversicht für die globale Wirtschaftsentwicklung. Der MSCI World legte um über 6% zu. Einzelne Indizes stiegen in der kurzen Periode sogar um über 10% (SMI, Nikkei). In Amerika legte der S&P 500 über 6% zu, in Europa stieg der FTSE 100 über 8%. Die Börsen der Euroländer hinkten etwas hinterher, wobei auch sie Gewinne verzeichneten.

Die Rohstoffpreise zeigten bis vor kurzem eine parallele Entwicklung. So stieg der Ölpreis für ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) seit November 2012 von USD 85 gegen 98 Dollar pro Fass. Ähnliche Preisentwicklungen waren bei Industriemetallen und einzelnen Edelmetallen wie Platin und Palladium zu beobachten.Bei der Anlagekategorie Rohstoffe drehte jedoch der Trend im Laufe der letzten Woche. Während die Aktien- und Bondmärkte aufgrund der immensen Geldschwemme verbunden mit den Anleihekäufen der Zentralbanken ein verzerrtes Bild aufweisen, geben die Rohstoffmärkte ein besseres Bild der wirtschaftlichen Lage und Einschätzungen wieder. Investoren und Unternehmen gaben sich zu Jahresbeginn sehr optimistisch über das zukünftige Wirtschaftswachstum. Die breit abgestützte Euphorie weicht seit kürzerem wieder vermehrt einzelner skeptischer Stimmen, was sich in den Rohstoffpreisen widerspiegelt.Gleichzeitig konsolidierten die Aktienmärkte auf dem hohen Niveau, mehrheitlich mit weiter steigenden Tendenz. Mit fehlenden richtungsweisenden Faktoren spitzte sich die Situation jedoch immer weiter zu. Hält eine solch angespannte Phase an, braucht es oft nur einen kleinen Auslöser, der den Märkten den weiteren Verlauf in die eine oder andere Richtung aufzeigt.Der Trigger kam gestern einerseits mit dem Gerücht, dass ein grösserer Hedgefonds in den USA gezwungen ist seine Positionen in Rohstoffen in grossem Stil aufzulösen. Darauf gaben die Preise der Rohstoffe verbreitet stark nach. Am Ölmarkt kam es am Nachmittag innerhalb von rund zehn Minuten zu einem Preissturz um mehr als 2 Dollar pro Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI). Dies verunsicherte ebenso die Aktienmärkte, die darauf ihre Gewinne mehrheitlich einbüssten.Unterstützt wurde dieser Trend später durch die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed. Wie aus dem Protokoll zur Januar-Sitzung hervorging, sind die Notenbanker zunehmend besorgt über den aggressiven geldpolitischen Kurs. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses diskutieren offenbar weiter über ein früheres Ende des erst im Dezember beschlossenen Anleihekaufprogramms (QE3), sollte sich die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt weiter erholen. Positive Signale aus der Wirtschaft, wären dann Gift für die Aktienmärkte, sind sie vom ersten Moment an mit der Geldschwemme in die Höhe getrieben worden.

Die heute Nachmittag anstehenden Wirtschaftszahlen aus den USA von Unternehmensseite könnten den Weg für die nächsten Tage und sogar Wochen weisen. Waren die Unternehmen zu Beginn des Jahres weitgehend optimistisch, zeigt sich nun, ob dieser Trend anhält. Sollte sich das Bild der heute Morgen publizierten Wirtschaftsindikatoren aus Europa gleichen, muss mit einer Eintrübung gerechnet werden.Somit ist weiterhin von einer lockeren Geldpolitik auszugehen. Die Aktienmärkte reagieren jedoch nicht mehr derart stark darauf wie noch zu Beginn beim QE1 bzw. QE2. Das Wirtschaftliche Umfeld wird wieder stärker im Entscheid beim Aktieninvestment gewichtet.

Das Szenario der sich eintrübenden Wirtschaft ist aufgrund von weiterhin bestehenden Unsicherheiten höher zu werten. Kurzfristig sind die Wahlen in Italien und Zypern am kommenden Wochenende im Brennpunkt. Mittelfristig braucht die USA bis ende März eine Lösung im Budgethaushalt, Mitte Mai läuft das vorübergehende Gesetz aus, welches das Schuldendach von USD 16.4 Bio. aussetzt, in China werden Stimmen laut, die auf eine Überhitzung des Immobilienmarktes hinweisen und Europa braucht weiterhin eine Lösung der Schuldenproblematik.

Aus derzeitiger Sicht könnten beide Wirtschafts-Szenarien kurzfristig die Kauffreude bei Aktien eintrüben bzw. die Realisierung von Gewinnen und somit eine Korrektur auslösen.

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