Es ist noch keine zwei Monate her, verfielen die Finanzmärkte kurzzeitig in Panikmodus. Dies, aufgrund von aufkommenden Unsicherheiten über die notwendige Stabilität einiger Bankeninstitute. Der daraus resultierend Vertrauensverlust bei Kunden sorgte dazu, dass einige als schwach geltende Banken innert nur wenigen Tagen und Stunden in massivstem Ausmass mit Geldabzügen quasi per Mausklick konfrontiert waren. Mit dem Liquiditätsengpass drohte die Schieflage und somit die Insolvenz. Es galt eiligst ein Übergreifen auf weitere Banken und somit ein Flächenbrand unkontrollierten Ausmasses zu verhindern. Behören und Politik waren gefordert Notmassnahmen zu erarbeiten um die angespannte Situation so rasch wie möglich zu beruhigen.
In Europa wurde die Credit Suisse gestützt per von der Politik verordneten Notakquisition durch die zweite Grossbank der Schweiz, die UBS. In den USA wurden drei Regionalbanken geschlossen, sämtlichen Kundeneinlagen gesichert und weitere Banken gestützt mittels Noteinlagen in Milliardenhöhe durch die grössten US-Banken.
US-Regionalbank in Schieflage Mit den rasch veranlassten Massnahmen konnte das Risiko des Flächenbrandes unmittelbar eingedämmt werden. Ebenso kehrte die Zuversicht der Marktteilnehmer zurück, die kurz darauf den Brand als gelöscht betrachteten.
Doch war dies zu früh? Aktuelle Schlagzeilen, die uns diese Woche aus den USA erreichen lassen Befürchtungen eines erneuten Aufflammens einer Bankenkrise aufkommen. Negative Nachrichten um die US-Regionalbank First Republic reissen nicht ab. Dies nachdem die Bank am Montag im Rahmen der Berichtsaison einen Geldabfluss in der Grössenordnung von USD 100 Milliarden während des ersten Quartals ausgewiesen hat. Ein massiver Kurseinbruch der Aktie über die vergangenen Tage war die Folge womit auch die Stabilität der Bank erneut in Frage gestellt wird.
Ein Konsortium aus elf verschiedenen US-Grossbanken, darunter u.a. JPMorgan, Goldman Sachs, Bank of America, Morgan Stanley, Citigroup haben noch im März die taumelnde Bank mit unversicherten Einlagen in der Grössenordnung von insgesamt USD 30 Mrd. zu stützen versucht. Offenbar liess sich aus heutiger Sicht damit nur der akute Liquiditätsdruck vermindern, jedoch die Bank nicht vollends zu stabilisieren.
Wiederholung des März-Szenarios? Erwartet uns nun ein ähnliches Szenario wie im März, als weltweit die Kurse an den Finanzmärkten innert wenigen Tagen massiv eingebrochen sind. Auch dieses Mal verursacht durch einen weiteren Dominostein, der aufgrund des Vertrauensverlustes umfallen könnte.
Davon kann zum jetzigen Zeitpunkt aus diversen Gründen nicht ausgegangen werden.
Schon alleine beim grossen Bankenkonsortium, welches 30 Milliarden eingeschossen hat, besteht ein enormes Interesse, dass die Bank gestützt wird um einen potenziellen Verlust ihrer Einlage abzuwenden.
Zudem wollen die US-Behörden alles daran setzen, dass die Gefahr eines Dominoeffekts mit allen bestehenden Mitteln verhindert wird. Mit anderen Worten, dass die Schieflage der First Republic Bank nicht noch weitere Banken mit in den Abgrund reissen und es somit doch noch zu einem Flächenbrand im US-Bankensektor und im schlimmsten Fall sogar zu einer globalen Finanzkrise kommen könnte.
Lösung in Sicht – ruhiger Börsenstart Aktuellsten Medienberichten zu folge arbeiten das US-Finanzministerium und die Notenbank daran, noch vor Ablauf des Wochenendes eine Lösung zu finden. Dazu wolle die Federal Deposit Insurance Corp (FDIC) die Bank unter Zwangsverwaltung stellen und bald einen im Bieterverfahren gefunden Käufer präsentieren. Sehr gut möglich, dass der Käufer einer der US-Grossbanken ist, welche im März einen Teil der Einlagen getätigt hat.
Trifft dies ein, kann von einem ruhigen Börsenstart in die neue Woche ausgegangen werden. Sollte vor Börseneröffnung widererwarten noch keine Lösung präsentiert sein, könnten die Anleger vorübergehend nervös reagieren und daraus teils grössere Kursabschläge resultieren.
Dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich. Bei dessen Eintritt müsste die Ausgangslage neu analysiert und für die Investment-Entscheide neu beurteilt werden.
Der beste Jahresstart an den Finanzmärkten seit Jahrzehnten.
Ungemütliche Situation für die Investmentstrategen bei unzähligen Finanzinstituten. Die meisten von ihnen sind derzeit in ihrer Investmentstrategie in Aktien untergewichtet und haben einen gewissen Teil des Kursfeuerwerkes verpasst.
Wie reagieren diese nun? 2 Szenarien: 1. Schliessen sie das Untergewicht in ihrer Anlagestrategie? oder 2. Nehmen sie eine abwartende Haltung ein?
Je nach Entscheid, kann dies in den kommenden Tagen durchaus richtungsweisend für die Märkte sein.
Weitere Treiber für ein Kursfeuerwerk: solide Berichtsaison der Unternehmen mit ihren Ergebnissen fürs letzte Quartal 2022 bzw. aktuell noch wichtiger, positive Ausblicke der Unternehmen fürs 2023; Indizes erreichen Levels die technische Kaufsignale triggern; positive Signale und somit Entspannung von der Zinsfront bzw. von Seite der aktuell vorherrschenden Unsicherheiten.
Faktoren für Rücksetzer: ausbleibende Anschlusskäufe; schwache Ergebnisse der Unternehmen fürs letzte Quartal und verhaltener Ausblick; Indizes überwinden die technischen Hürden nicht; Rezessionsängste und zusätzliche, aktuell noch nicht bekannte Unsicherheiten;
Mit den starken Kursavancen: Gegenwärtig mit dieser Ausgangslage sehr schwierig von hier weg neue Investmententscheide zu treffen. Habe ich zu wenig Aktien: zukaufen? Habe ich ein hohes Aktienexposure: Gewinne mitnehmen?
«Mein Portfolio» zeigt die möglichen Investmententscheide in naher Zukunft.
Die Aktienmärkte verzeichnen den besten Jahresstart seit Jahrzehnten, insbesondere in Europa. Im Schnitt haben sie gut 5% zugelegt. Der breit gefasste Marktindex SPI der Schweiz hat 5,8% gewonnen. Dies gab es seit dem Jahr 2000 nur noch im Jahr 2013. In Deutschland erzielte der DAX ein Plus von 8%, was den besten Start seit 20 Jahren entspricht. In den USA verlief der Jahresstart etwas verhaltener. Trotzdem erzielten auch dort die Indizes insgesamt einen guten Jahresstart.
Somit haben gewisse Indizes in den ersten zwei Handelswochen bereits die normalerweise für ein Gesamtjahr durchschnittlich erzielte Performance erreicht.
Anlagestrategien: viele sind in Aktien untergewichtet
Viele Marktteilnehmer wurden zum Jahresstart hin ziemlich auf dem falschen Fuss erwischt und reiben sich nun die Augen. Dies gilt insbesondere für eine grössere Anzahl von Banken und Finanzinstituten. Ihre Investmentstrategen haben bei der aktuellen Anlagestrategie, der sog. Tactical Asset Allocation, für Aktien immer noch ein Untergewicht. Somit erfahren ihre Kunden derzeit auf ihren Portfolios ein sog. Underperformance, heisst, der Gewinn des Aktienteils im Portfolio hinkt der Markt- bzw. Performance des Referenzindex (Benchmark) hinter her.
Bei einem Kunden mit einem ausgewogenen Risikoprofil könnte dies zum Beispiel heissen, dass das aktuelle Gewicht im Portfolio an Aktien bei 48% liegt während der Referenzindex, welcher die Performance der sog. Strategic Asset Allocation (Strategische Vermögensallokation) misst, bei 50% liegt. Das Portfolio des Kunden hat demnach ein Untergewicht von 2% und lässt mit steigenden Kursen ein gewisses Gewinnpotenzial zurück.
Das grosse Dilemma der Investmentstrategen
Die Investmentstrategen befinden sich nun in der Zwickmühle. Diese bereits in den ersten beiden Wochen des Jahres 2023 entstandene Performancelücke muss irgendwie möglichst bald wieder geschlossen werden. Zudem möchten sie bestimmt vermeiden, dass diese Lücke noch grösser wird.
Mit der Unsicherheit der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung vom letzten Jahr herrührend und mit dem Ausblick fürs 2023, welcher aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten eher gedämpft ausfällt, haben sich die Anlageprofis dazu entschieden, das Jahr mit einem taktischen Untergewicht bei Aktien zu starten. Während der ersten Woche nach Neujahr haben sie dem Markt nachgesehen und waren schon etwas überrascht, über deren positive Entwicklung. Normalerweise fällt der Jahresstart oft positiv aus. Eine Ausnahme war das Jahr 2022. In den ersten Tagen nach Jahresstart fliessen dem Markt viel Geld und somit ein grösseres Investmentvolumen zu. Man denke hier zum Beispiel in der Schweiz alleine an die zahlreichen Einzahlungen der Vorsorgegelder und Jahresprämien aus Versicherungslösungen, welche dann unmittelbar angelegt werden. In diesem Jahr speziell, könnten professionelle Investoren über ihre Hedge Fund Vehikel zum Jahresstart ihre Wetten auf fallende Kurse reduziert und somit für einen Teil der starken Kursavancen gesorgt haben. Zu beobachte war dies, das gewisse Titel, deren Kurse im letzten Jahr noch stark gefallen sind nun markant in den ersten Handelstagen zulegten. Man spricht in einem solchen Fall von einem sog. Short Squeeze. Die Leerverkäufer sind gezwungen ihre Positionen einzudecken um ihre Verluste zu begrenzen. Jedoch ist das Angebot der Wertpapiere knapp, was den Preis rasant nach oben schnellen lässt. Ein solches Beispiel ist die Aktie Zur Rose. Der Titel legte in zwei Wochen um über satte 40% zu.
Nach dem kräftigen Anstieg in der ersten Handelswoche beobachteten Analysten und Strategen das Geschehen vorerst einmal in der zweiten Woche weiter. Zum Erstaunen vieler, nahm der Markt seinen weiteren positiven Gang um für den besten Jahresstart seit Jahrzehnten zu sorgen.
Und nun, mit dieser Ausgangslage, wie werden sich die Anlagestrategen entscheiden? Für sie ist es nicht unbedingt der Entscheid wohin sich die Aktienkurse bewegen. Vielmehr stellt sich ihnen nun die Frage, können sie sich es leisten, dass sich die Performancelücke weiter vergrössert oder wollen sie das Risiko reduzieren weitere Performance gegenüber dem Referenzindex zu verpassen. Demnach könnten sie in den kommenden Tagen die Devise herausgeben, die Aktienquote in den Portfolios zu erhöhen und somit das Untergewicht zu reduzieren bzw. sogar zu schliessen, mit dem Ziel auf eine neutrale Quote zu gehen. Durch die in einem solchen Fall doch grösser ausfallenden Zukäufe, könnten die Aktien mehrheitlich einen weiteren Kursanstieg verzeichnen.
Hingegen, nehmen die Investmentstrategen eine abwartende Haltung und gehen somit das Risiko ein, einen weiteren Schub der Aktienkurse zu verpassen, könnten die nun bald notwendigen Anschlusskäufe, die für weitere positive Kurse sorgen, ausbleiben.
Bei diesem Szenario könnte der Markt in den kommenden Tagen eher eine Konsolidierung bzw. womöglich auch einen Rücksetzer erleiden, der sogar auch etwas heftiger ausfallen könnte.
Weitere mögliche Kurs-Treiber
Viele Aktienindizes stehen nach dem kurzfristig erfolgten Anstieg vor technischen Hürden. Als Beispiel sei hier der SMI-Index erwähnt, der bereits die technische Hürde überwunden hat und somit nach oben ausgebrochen ist. Da es viele Marktteilnehmer gibt, die bei ihren Investmententscheiden auf solche technische Indikatoren setzen, kommt es in einem solchen Fall zu weiteren Anschlusskäufen bei Aktien, die bei besagtem Index enthalten sind.
Natürlich gilt es auch die wirtschaftliche Entwicklung im Auge zu behalten und die in naher Zukunft publizierten Wirtschaftsfaktoren zu beachten. Im doch immer noch angespannten Marktumfeld, welches sich in einer höheren Volatilität äussert, können diese Faktoren für sowohl positive wie auch negative Überraschungen sorgen. Grössere Marktbewegungen in entsprechender Richtung wären dann zu vermuten.
Fazit:
Aktuell stehen wir gerade an einem Punkt, der für mich persönlich keinen klaren Investmententscheid für kurze Frist zulässt. Der Markt kann von seinem derzeitigen Level aus, in den nächsten Tagen sowohl seinen weiteren Anstieg fortsetzen und die Party würde somit weiter gehen. Hingegen können die Kurse gerade so gut auch einen stärkeren Rücksetzer erfahren.
Während den letzten beiden Handelstagen in den USA, haben Marktteilnehmer bereits bei kleinsten Preisrücksetzer bei Aktien die Gelegenheit für Käufe genutzt. Dies könnte man als Zeichen für noch anhaltend weitere Kurssteigerungen deuten, ist jedoch aus oben genannten Gründen mit Vorsicht zu geniessen.
Klar ist, Aktien nehmen jeweils die Wirtschaftsentwicklung 6 Monate vorne weg. Dies würde bedeuten, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung gegen ende des ersten Halbjahres einsetzen würde. Persönlich setze ich hier derzeit noch ein Fragezeichen.
Wird die US Zentralbank Fed die Zinsen wie aktuell geplant weiter markant anheben und die Geldpolitik weiter straffen, läuft sie Gefahr die erhoffte Wirtschaftserholung abzuwürgen oder sogar eine Rezession zu riskieren. Ein grosses Augenmerk gilt dabei der weiteren Entwicklung der Inflation, welche über die letzten Monate doch bereits rückläufig ist, weshalb Marktteilnehmer bereits eine Entspannung und weit weniger starke Straffung der Geldpolitik bei den Zinsen einpreisen. Zudem bringt die Wiedereröffnung in China nach den unzähligen Covid-Lockdowns, weitere Normalisierung bei den vormals unterbrochenen Lieferketten. Zusätzlich sorgen auch die bereits gefallenen Rohstoffpreise für weitere Entspannung bei der Inflation.
Auch wenn man normalerweise sagt, don’t fight the Fed (wette nicht gegen die Fed), könnte diesmal der Markt vielleicht recht bekommen, indem er von einem weit weniger aggressiven Zinsanstieg ausgeht als es aktuell die Fed noch prognostiziert. Es bleibt spannend, die Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten zu beobachten und dabei die richtigen Schlüsse für die weiteren Investmententscheide zu treffen.
«Mein Portfolio»
Wie in meinem zuletzt publizierten Beitrag (vgl. Ein verlorenes Jahr für Anleger? Der andere Jahres-Rückblick – die Chancen) in Beispiel 1, 3 und 4 ausgeführt, haben im vergangenen Herbst markante Zukäufe in meinem Portfolio stattgefunden. Rückblickend war dies tatsächlich bei den gesehenen Tiefstständen im September und im Oktober.
Bei Dividendentiteln (vgl. Beispiel 3) ging ich damals von einer sehr guten Kaufgelegenheit aus. Dass sich deren Kurse dann gleich derart stark entwickeln, hat selbst mich doch etwas überrascht. Es zeigt mir jedoch auf, dass über diesen Zeitrahmen hinweg doch eine gewisse Zuversicht aufgekommen ist.
Wie sehen nun meine Investmententscheide in den kommenden Tagen aus? Es gilt den Markt genau und zeitnah zu beobachten. Laufen die Märkte weiter, sehe ich keinen Handlungsbedarf, da mein Aktienexposure vollends ausgereizt ist. Hingegen, zeichnet sich kurzfristig eine Kurskorrektur ab, werde ich bei etlichen Positionen (auch bei den als langfristiges Investment angedachten Dividendentiteln) einen Teil der Gewinne realisieren, um dann wieder etwas Cash auf der Seite zu haben.
Würde mir stattdessen Aktienexposure fehlen, würde ich zum heutigen Zeitpunkt gerade keine Zukäufe mehr tätigen. Nach den 11 Tagen in Serie mit positiver Performance ist doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich ein etwas optimalerer Zeitpunkt für den Einstieg finden lässt. Wie oben ausgeführt, kann eine vorübergehende Kurskorrektur nicht ausgeschlossen werden. Eine solche würde es dann gelten auszunutzen.
Wer diese Rally verpasst hat, kann dies nur zähneknirschend als versäumte Chance abhaken und darauf achten, bei der Nächsten dabei zu sein.
Wie stark hat Ihr Portfolio im Jahr 2022 gelitten?
War die Verlustbegrenzung während Marktturbulenzen ein Thema? Timing für eine Absicherung, sog. Hedge, wäre entscheidend. Hürden für Privatanleger sind gross, weshalb eine Absicherung oftmals nur von wenigen professionellen Anlegern richtig genutzt wird.
Etliche Chancen im Jahr 2022 an den Börsen Geld zu verdienen und insgesamt eine positive Rendite zu erzielen, auch wenn das eigentliche «Grundportfolio» und Aktien mit einem langfristigen Anlagehorizont z.T. deutlich Federn liessen.
5 Beispiele der wichtigsten Investment Calls, die in meinem Portfolio für ein positives Anlageergebnis im Jahresverlauf gesorgt haben: – Technologietitel: Stimmungsbarometer für Kauf- und Verkaufssignal – Energie – Dividendentitel – China – US Dollar
Der Schlüssel zum Erfolg: aktives Verfolgen der Märkte und Handeln, gerade in Zeiten volatiler Märkte entscheidend. Somit war das Timing der Umsetzung sowohl beim Kauf wie auch beim Verkauf massgebend (vgl. dazu die untenstehenden Beispiele und ihre Performance-Charts).
In naher Zukunft sind solche Investment-Calls über einen separaten Kanal per Echtzeit zugänglich. Damit lässt sich von meinem Know-how und langjährigen Erfahrungen profitieren. Mit einer Registrierung des kostenlosen Newsletters werden schon bald weitere Details über das Angebot bekannt.
Das Jahr 2022, ein Verlustreiches Jahr für viele Anleger
Ein äusserst bewegtes Jahr ging für Anleger zu Ende. Der bis zum Tag des Ausbruchs hin noch für unmöglich gehaltene Beginn eines Ukraine-Krieges sowie unzählig weitere News, Ereignisse und Einflussfaktoren wie der rasche Anstieg der Inflation welche dann für ein starkes Drehen der Zentralbanken an der Zinsschraube sorgten, führte an den Finanzmärkten immer wieder zu heftigen Schwankungen. Schlussendlich resultierten bis ende Jahr starke Kursrückschläge sowohl bei Aktien wie auch bei Obligationen. Dass beide Anlagekategorien gleichzeitig derart stark Federn lassen ist ein äusserst seltenes Phänomen. Sowohl globale Aktien- wie Bondindizes verloren im Schnitt mehr als 15%, die Technologiewerte, sprich der Nasdaq Index in den USA korrigierte sogar um über 33% im Jahresverlauf.
Kurz nach Jahreswechsel erhielten nun die Anleger ihre Auszüge und Reportings zu ihren Depots bzw. ihren Investment Mandaten. Die darin gedruckte Performancezahl wird bei den meisten von ihnen kaum grosse Freude bereiten. Nach etlichen erfolgreichen Jahren für die Anleger, fielen die Ergebnisse für das Jahr 2022 wohl mehrheitlich tiefrot, sprich mit einem negativen Vorzeichen im zweistelligen Bereich, im Schnitt zwischen -10 bis -20%, aus.
Dies gilt nicht nur für Aktienanleger. Selbst konservative Anleger mit einem gewissen Fokus auf Anleihen, mussten wohl höhere Einbussen auf ihren Depotwerten verzeichnen. Stark steigende Zinsen sorgten nämlich für schon lang nicht mehr gesehene grössere Kurskorrekturen bei den Zinspapieren, eine normale Folge der steigenden Zinsen.
Verlustbegrenzung mittels Absicherung sog. Hedge?
Die Verlustbegrenzung bzw. negative Performance des langfristig ausgerichteten Grundportfolios aus Aktien hätte nur mit der zeitlich optimal abgestimmten totalen Absicherung, einem sog. Hedge, vermieden werden können, oder durch zusätzliche Wetten auf weitere Kurskorrekturen anhand von Leerverkäufen, sog. Short-Positionen oder mit dem Kauf von Put-Optionen. Diese Möglichkeiten werden jedoch nur von einer geringen Anzahl von professionellen Anlegern genutzt. Dies erfordert grosses Know-how und auch die Voraussetzung überhaupt, Short-Positionen eingehen zu können. Dies wird privaten Anlegern kaum über ihre normalen Banklösungen angeboten.
Aspekte wie, dass sich Short ETFs (ETFs die auf fallende Kurse setzen) nur bedingt eignen, oder weshalb die vorübergehende totale Liquidation eines Portfolios sich in solchen Momenten nie lohnt, werden bestimmt in späteren Beiträgen auf ETFMandate noch ausführlich thematisiert.
Die Chancen im Jahr 2022 an der Börse Geld zu verdienen Wer nun hier einen Jahresrückblick mit Auflistung der wichtigsten Ereignisse erwartet, möchte ich an dieser Stelle an die unzähligen Artikel in der Presse und Reports von Banken verweisen.
Vielmehr möchte ich anhand einiger Beispiele aufzeigen, dass der Markt, insbesondere bei Aktien, über diesen herausfordernden Zeitraum verteilt, auch Chancen geboten hat. Die einen über eine gewisse Zeitperiode hinweg, die anderen eher von kurzfristig Natur, welche ein aktives Verfolgen, Erkennen der temporären Opportunität und die entsprechend zeitnahe Reaktion und Umsetzung mit den richtigen Anlagebausteinen erforderten. Anhand dieser positiven Performance-Beiträge, liess sich für das Jahr 2022 eine zu fest negative Performance über das Gesamtportfolio vermeiden oder sogar bis hin zu einer positiven Rendite erzielen.
Mit den richtigen Schlüssen und Umsetzung der sich bietenden Investment-Chancen lohnt sich somit insbesondere in volatilen Märkten eine aktivere Bewirtschaftung des Portfolios.
Beispiel 1: Stimmungsbarometer bietet Kauf- und Verkaufssignale Mit den Börsenturbulenzen begann ein in den letzten Jahren eher weniger beachtete Indikator an Bedeutung zu gewinnen. Es ist dies der sog. Sentiment Index, welcher die Stimmung der Anleger misst. In einem früheren Blog-Beitrag auf ETFMandate (Stimmungsbarometer mit Kaufsignal – Zeit für die Rückkehr aufs Börsenparkett im grossen Stil?) wurde dies bereits ausführlicher thematisiert.
In Schwankungsanfälligem Umfeld, wie dies über das Jahr 2022 der Fall war, gibt dieser Index oftmals gute Signale für kurzfristige Investmententscheide. Kaufgelegenheiten entstehen, wenn die Stimmung am Markt in Panik Modus verfällt. Der Index befindet sich auf einem Tiefpunkt (Feb/Mrz, Mai/Jun und Sep/Okt)Es gilt dann meist einen Tag mit immensen Kursverlusten abzuwarten. Dagegen lohnen sich meist Gewinnmitnahmen bei absoluter Euphorie, welche der Index bei seinen Höchstständen markiert (vgl. Indexverlauf Fear & Greed Mrz/Apr, Aug).
Um solche kurzfristigen Chancen am besten zu nutzen, lohnt es sich auf schwankungsanfällige Sektoren und Titel zu fokussieren, wie dies bei sog. Wachstums-Titeln bzw. Technologiewerten der Fall ist. Gleichzeitig besteht natürlich das Risiko von proportional grösseren Verlusten, sollte man bei seinem Investment Entscheid falsch liegen.
Bei einem kurzfristigen Zeithorizont lohnt es sich die Transaktion über ein diversifiziertes Investment-Produkt wie dies u.a. ETFs auf den Technologie Index bieten, effizient und kostengünstig umzusetzen.
Fear & Greed Index im Zeitverlauf (1 Jahr) Quelle: CNN Business, 9. Januar 2023Chart Nasdaq Comp Index (Periode: 1 Jahr) Quelle: Yahoo Finance, 9. Januar 2023
Investment Call: Positiv: Timing der Käufe optimal, in 3 Perioden an Tagen mit stark fallenden Kursen (Feb/Mrz, Jun, Okt); Gewinnmitnahmen nach positiver Performance (Mrz-Apr, Jul-Aug); Negativ: Nur Teilverkauf im August 2022, Rebound Oktober kleiner ausgefallen als erwartet; Aktuell: im Oktober eingegangenes Exposure kaum verändert; kleine Zukäufe ende Dezember und Januar 2023 im Technologiesektor; Risiko: mittel bis hoch, da volatiler Sektor; sollten die Zinsen weiter steigen sofern die Zentralbanken weiter an der Zinsschraube drehen, leidet dieser Sektor überproportional, im Gegenzug bei stagnierenden bzw. sogar fallenden Zinsen bietet dieser ein grösseres Erholungspotenzial;
Beispiel 2: Übertreibungen bieten Anlagechancen – der negative Ölpreis Die Übertreibungen im Energiesektor nach unten erzielten ihren Höhepunkt im Jahre 2020 als die Kontrakte für Öl nach Ausbruch der Corona-Pandemie plötzlich ein negatives Vorzeichen aufwiesen. Hiess, der Verkäufer von Öl bot dem Käufer eines Öl-Kontrakts Geld dafür, ihm sein Öl abzunehmen.
Der Energie-Sektor hat bereits im Vorfeld im Zusammenhang der sinkenden Ölpreise gelitten. Zudem haben sich Investoren aufgrund der Aspekte über die Diskussionen um die Nachhaltigkeit und die allgemeine Strategie weg von den fossilen Brennstoffen aus diesem Sektor verabschiedet. Gewisses Potenzial aufgrund dessen, dass der Ausstieg nicht von heute auf morgen geschehen kann, dass an diesem Markt eine gewisse Übertreibung vorherrscht und dass die Bewertungen einzelner Ölfirmen unterdessen sehr günstig geworden sind, erkannte auch Star Investor Warren Buffet und baute über seine Investment Gesellschaft Berkshire Hathaway u.a. mit der Beteiligung an Occidental Petroleum seinen Anteil im Energie Sektor weiter aus. Dabei war nicht voraussehbar, dass fast 2 Jahre später, mit dem tragischen Beginn des Ukraine-Krieges, dieser Investment-Call derart an Bedeutung gewinnt.
Mit diesen öffentlich zugänglichen Informationen über diese Beteiligung, hatten Investoren damals die Möglichkeit zu entscheiden, selbst auch diesen Aktientitel in der Phase der Übertreibung innerhalb des Energie-Sektors zu kaufen.
Wollten Anleger die Titel-spezifischen Risiken jedoch vermeiden und wollen sie trotzdem gleichzeitig an diesem Thema partizipieren, liesse sich in einem solchen Fall auch ein ETF auf den Energie Sektor kaufen, welcher mit einer globalen oder regionalen Allokation entsprechend den Energie-Sektor abbildet. Dass nun in diesem Fall die einzelne Aktie von Occidental Petroleum viel besser abgeschnitten hat als der globale Energie-Sektor, zeigt die folgende Abbildung.
Chart Performance Occidental Petroleum vs. Globaler Energie ETF vs. MSCI World Index (Periode: 31. März 2020 bis 31. Dezember 2022) Quelle: Yahoo Finance, 9. Januar 2023
Investment Call: Positiv: Zukäufe Herbst 2020 (September-Oktober) sowie Aufstockung im Herbst 2021; Gewinnmitnahmen und optimaler Verkaufszeitpunkt sämtlicher Positionen im Energie Sektor (Öl und Gas) im August 2021; Negativ: Aufbau Position im April 2020 etwas früh; erste Gewinnmitnahmen ab März 2022 etwas früh (Grund: grosses Portfolio Gewicht welches durch den starken Preisanstieg bzw. durch die fallenden Kurse der weiteren Anlagen resultierte; Aktuell: Keine Positionen im Energie Sektor (Öl & Gas); Risiko: – (Verpassen eines Ölpreisschocks, aktuell eher unwahrscheinlich);
Beispiel 3: Übertreibungen bieten Anlagechancen – Kauf von Dividenden Titeln Aktienkurse wiesen eine starke Sommerperiode auf. Die positive Bewegung mündete in einer regelrechten Euphorie welche im August abrupt ihr Ende fand (vgl. Sentiment Indikator oben).
Grundsätzlich bringen Aktien mit hoher Dividendenrendite eher Stabilität ins Portfolio, da sie weniger Schwankungsanfällig sind. Der Ausverkauf von Aktien im Herbst erfasste nun auch diese Titel welche sonst defensiven Charakter aufweisen und somit weniger anfällig auf starke Kurskorrekturen sind. Bevor Investoren sich von Aktien mit hohen Dividendenrenditen trennen, reduzieren sie lieber Positionen, die starken Schwankungen unterliegen, um sie dann womöglich zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurück zu kaufen.
Auch Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen wiesen plötzlich neue, für lange Zeit nicht mehr gesehene Tiefstmarken in ihrer Bewertung auf. Die Faktoren wie, die innerhalb eines Tagesverlaufes stark fallenden Kurse ebenso dieser defensiven Aktien, kombiniert mit dem Sentiment Indikator auf Panik Modus, wiesen ende September und zu Beginn des Oktobers auf eine weitere Übertreibung und somit auf eine Kaufgelegenheit hin.
In dem am 27. September 2022 publizierten Beitrag, Stimmungsbarometer mit Kaufsignal – Zeit für die Rückkehr aufs Börsenparkett im grossen Stil? habe ich auch auf ein mögliches solches Szenario hingewiesen (s. langfristig orientierte Anleger).
Zu diesem Zeitpunkt bestand das Risiko, dass die Kurse und damit die Indizes die technischen Support-Levels durchbrechen und somit gegen unten ausbrechen würden. Weshalb sich die Strategie, die Zukäufe über mehrere Tage hinweg zu verteilen, lohnte.
Aufgrund der Verteilung der Transaktionen über mehrere Tage hinweg sowie des längeren Anlagehorizontes bot sich dem Anleger hier die Möglichkeit für den Erwerb von Einzeltiteln wie zum Beispiel in der Schweiz Holcim, Swiss Re, Novartis, in Europa: u.a. Basf, Bayer, BNP Paribas, Credit Agricole, AXA, Orange, Carrefour, Aviva, BHP Group, Vodafone, Husqvarna und in den USA: Dow Inc, Verizon Communications, AT&T, JPMorgan, KraftHeinz, Paramount, CVS Health, Intel, Gap zu investieren.
Natürlich bietet sich auch die Möglichkeit einen ETF ins Portfolio aufzunehmen, welcher sich auf Dividendentitel konzentriert um von den Vorteilen dieses Investment-Produkts zu profitieren.
Chart Europa Dividenden ETF (Periode: 1 Jahr) Quelle: Yahoo Finance, 9. Januar 2023
Investment Call: Positiv: optimales Timing Zukäufe von Dividendentiteln (ende September anfangs Oktober); starke Performance sämtlicher oben aufgeführten Einzeltitel (ausser Vodafone); Negativ: Vodafone Aktuell: trotz zum Teil sehr guter Performance in kurzer Zeit (20-40%) sind sämtliche Zukäufe noch im Portfolio da es sich grundsätzlich um Positionen mit langfristigem Anlagehorizont handelt (buy & hold); Risiko: gering bis mittel; attraktive Bewertungen und Dividendenrenditen reduzieren die Volatilität und somit Anfälligkeit auf starke Kursrückschläge;
Beispiel 4: Übertreibungen bieten Anlagechancen – China Mit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Null-Covid Politik der Regierung hat die chinesische Wirtschaft stark gelitten. Die totale Abschottung einzelner Städte führte zur totalen Schliessung von Fabriken und zu den bekannten Lieferengpässen. Dazu kommen die Unsicherheiten, wie der mit den USA bereits über längere Zeit ausgetragene Handelskonflikt, die politischen Spannung in Bezug auf die Positionierung Chinas gegenüber Russland und in Bezug auf Chinas Verhalten gegenüber Taiwan. Dies veranlasste die Investoren sich eher aus einem Engagement in chinesischen Aktien zurückzuhalten. Kam hinzu, dass die chinesische Regierung Druck auf starke Wirtschaftspersönlichkeiten ausübte, wie dies zum Beispiel dem Gründer von Alibaba, Jack Ma, widerfuhr.
Gerüchte über sogenannte De-Listings, Rückzug von chinesischen Unternehmen, die an den amerikanischen Börsen kotiert sind, insbesondere im Internet Bereich (Alibaba, Pinduoduo, Jd.com, Baidu etc.) heizten spekulative Verkäufe zusätzlich an und sorgten mehrmals für eine Übertreibung bei den Kurskorrekturen und somit für Kaufgelegenheiten über einen ETF auf chinesische Titel oder aber auch einen ETF mit chinesischen Internet Unternehmen.
Chart China Internet ETF (Periode: 1 Jahr) Quelle: Yahoo Finance, 9. Januar 2023
Investment Call: Positiv: optimaler Zukauf Oktober am Tiefpunkt, Gewinnmitnahmen Januar 2023 Negativ: Kauf im März zu früh, Zukauf ende September zu früh Aktuell: Position nach starker Bewegung im Januar 2023 leicht reduziert (Gewinnmitnahme), mittel- bis längerfristiges Investment; Risiko: mittel bis hoch, da Schwankungs-anfällig aufgrund der weiterhin vorherrschenden Unsicherheiten auch bzgl. der Auswirkung der Aufhebung der Null-Covid Politik.
Beispiel 5: Starker Zinsanstieg in den USA – Starker USD Nach der Bank of England begann auch die amerikanische Zentralbank Fed 2022 aufgrund der hohen Inflationszahlen die Zinsen markant zu erhöhen. Die Europäische Zentralbank EZB und die Schweizerische Nationalbank folgten erst im Herbst mit ihren ersten Zinsschritten. Die stärker laufende Wirtschaft sowie der Umstand höherer Zinsen beflügelte die Nachfrage nach USD und sorgte somit für einen steigenden Greenback (USD). Kam hinzu, dass in Zeiten von Unsicherheiten und Unruhen der USD als stabile Währung angesehen und deshalb als Zufluchtswährung genutzt wird.
Schweizer und Europäische Investoren konnten mit dem Investment in amerikanische Wertschriften mit dem Anstieg des USD im Jahresverlauf sowohl gegenüber dem Schweizer Franke und wie auch gegenüber dem Euro profitieren und damit ihre Verluste auf den Positionen, entstanden durch sinkende Aktienkurse, vielleicht etwas eingrenzen. Eine aktive Währungsstrategie war erst mit dem Überschiessen des US-Dollars ende Herbst notwendig mit einer vorübergehenden Absicherung.
Aktuell hat das USD Exposure quasi die Funktion einer Art Absicherung des gesamten Portfolio Bestandes: Fallen die Zinsen, sinkt der USD, steigen im Gegenzug die Aktienpreise der Wachstumstitel überproportional und umgekehrt.
Investment Call: Positiv: long USD bis anfang November; Timing für Verkauf USD Position auf Höchst anfang November, gleichzeitig Eröffnung short USD Position; Negativ: Short USD Position bereits im November in 2 Schritten geschlossen (0.9430 bzw. 0.9340); Aktuell: seit ende November sämtliche USD Positionen ohne Absicherung; Risiko: Mittel, da Abwärtsrisiken auf heutigem Kurs gering; Kosten für eine mittel- bis längerfristige Absicherung sind hoch (Zinsdifferenz USD vs. CHF)
Fazit: Unter anderem die 5 Beispiele der oben aufgeführten Investment Calls haben es ermöglicht, auch in Zeiten von starken Kurskorrekturen an den weltweiten Finanzmärkten, insgesamt eine positive Rendite im Portfolio zu generieren.
Voraussetzung hierzu sind: fortlaufendes Verfolgen und Analysieren der News und Märkte; Verstehen der Märkte in Bezug auf Ereignisse und der daraus resultierenden Bewegungen; Know-how über die Mechanismen, gegenseitigen Einflussfaktoren und Abhängigkeiten verschiedenster Parameter; Wissen über die beste und effizienteste Umsetzung einer Investment-Strategie; vertiefte Produkt-Kenntnisse; Erkennen von Marktchancen; Erkennen von Marktübertreibungen; rechtzeitige Reaktion und rasche Implementierung auf sich bietende Chancen; Absicherungsstrategie erzielter Gewinne; Mut und Überzeugung sich anders zu positionieren als der Grossteil an Investoren in besagtem Augenblick uvm.
Dies ist selbst für interessierte und aktive Anleger nicht gerade einfach, selbst wenn sie das Marktgeschehen mal mehr, mal weniger mitverfolgen. Deshalb freue ich mich in einem zukünftigen Format interessierte Abonnenten genau auf solche Investment Möglichkeiten zu gegebenem Zeitpunkt hinzuweisen und über einen separaten Kanal zu informieren.
Nach einer kürzeren Erholungsphase, kennen die Aktienindizes seit mitte/ende August wieder fast nur noch eine Richtung, nach unten. Weltweit nähern wir uns bei den Kurslevels den Jahrestiefstständen bzw. haben diese schon erreicht. In den USA haben sowohl der Dow Jones Index wie auch der breit gefasste S&P500 Index gestern Montag, auf einem neuen Jahrestief geschlossen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq befindet sich erst kurz vor einem neuen Tief. In der Schweiz hat der SMI Index das bisherige Level vom Jahrestief bereits erreicht um sodann gleich nach unten auszubrechen und für noch tiefere Schlusskurse zu sorgen.
Grundsätzlich ist der September historisch tatsächlich der schlechteste Börsenmonat im Jahresverlauf. Auf den schlechten Herbstmonat folgte an den Börsen dann aber meist ein positives Schlussquartal.
Viele Anleger beobachten die Märkte und fragen sich, ob nun der Zeitpunkt gekommen ist, im grösseren Stil aufs Börsenparkett zurückzukehren. Während den letzten Tagen im September bzw. ersten Tagen im Oktober, demnach noch in dieser Börsenwoche, könnte sich durchaus eine Gelegenheit mit gewissem Gewinnpotenzial bieten, jedoch wohl eher nur von kurzfristigem und einem gewissen spekulativen Charakter. Hierzu werfen wir im heutigen Beitrag einen Blick auf das Stimmungsbarometer, den sog. Sentiment-Index.
Lange Liste von Unsicherheiten Die Liste der aktuell vorherrschenden Unsicherheiten welche die Finanzmärkte seit einiger Zeit belasten ist lang. Man darf davon ausgehen, dass diese in naher Zukunft auch nicht verschwinden oder gelöst werden. Im Gegenteil, es birgt sogar ein gewisses Eskalationspotenzial.
Corona
Seit Beginn 2020 beherrscht das Corona-Virus die Welt und beeinflusste seither massiv die Entwicklung an den Finanzmärkten. Auch nach fast 3 Jahren ist kaum zu prognostizieren, wie sich dieses Virus weiter verhält, die Situation sich zukünftig entwickeln wird und weitere Lock-Downs verhängt werden.
Lieferengpässe
Aufgrund des Corona-Virus aber auch aufgrund des Krieges in der Ukraine leiden viele Unternehmen mit Lieferengpässen. Unternehmen wie z.B. die deutsche Autoindustrie, können die vorhanden Kapazitäten somit gar nicht ausschöpfen und die Kunden mit den vorbestellten Fahrzeugen beliefern. Bis diese Lieferketten sich wieder normalisieren, wird es noch eine Weile dauern.
Rohstoffpreise Mit der Eskalation des Russland-Ukraine Konflikts gingen die Preise für Öl und Gas schockartig durch die Decke. Unter Berücksichtigung des Währungseffektes, sind die Preisanstiege für manch europäische Länder noch markanter ausgefallen. Die Preisdynamik hat über die letzten Tage jedoch etwas nachgelassen. Sowohl die Preise für Öl als auch Gas scheinen sich auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Auch die Preise für Agrarrohstoffe haben zeitweilig einen stärkeren Anstieg erfahren. Die Ukraine wird auch als Kornkammer der Welt gesehen. Der Anteil am Weltmarkt ist jedoch nicht derart gross. Es sind einzelne Länder die stark vom ukrainischen Getreide abhängig sind und somit einen signifikanten Effekt auf die Lebensmittelversorgung befürchten müssen.
Indien hat zuletzt angekündigt, die Exportmengen an Reis zu drosseln, was wiederum neue Unruhe und gewisse Angst um die Versorgungssicherheit hervorbrachte, was sich zeitgleich in höheren Preisen widerspiegelte.
Inflation
Mit den markant ansteigenden Rohstoffpreisen insbesondere bei Energie, hat die Inflation nun ein Niveau erreicht, wie es in manchen Industrieländern zuletzt vor 40 Jahren der Fall war.
Lieferengpässe haben bereits letztes Jahr für einen ersten Schub bei den Inflationszahlen gesorgt. Seit der Jahrtausendwende haben so manche Firmen ihre ganze Wertschöpfungskette bis aufs äusserste optimiert. Inventar und Lagerhaltung galten als kostspielig. Deshalb wurde versucht, die gesamte Produktionskette auf just-in-time Herstellung umzustelle. Aufgrund des für die Fertigung dadurch eingestellten Warenmangels, begannen die Unternehmen diese Strategie zu überdenken. Nun ist wieder eine gewisse Lagerhaltung mit den für die Fertigstellung notwendigen Rohstoffen und Komponenten gefragt. Diese zusätzlich generierte Nachfrage befeuerte die Inflation darüber hinaus.
Energiekrise
Die europäische Wirtschaft ist stark vom Gas abhängig u.a. für die Stromproduktion. Bisher stammte der grösste Anteil an diesem Gas aus Russland. Nach mehreren Drohungen sind nun seit anfang September die Gaslieferungen aus Russland definitiv eingestellt. Die Lager sind zwar aktuell noch gut gefüllt. Wie sich Europa jedoch durch den kommenden Winter bewegt wie der Winter ausfällt und ob uns eine Stromkrise bevorsteht, ist aktuell nur schwer einschätzbar. Somit bleibt auch der Verlauf der Energiepreise eher unklar.
Zinsniveau Nach den vielen Jahren von Negativzinsen bzw. Tiefzinsumfeld, hat die rasch ansteigende Inflation für eine ebenso rasche Zinswende gesorgt. In den USA befindet sich der Zins der 10-jährigen Staatsanleihe sog. Treasury kurz vor der 4% Marke. Seit Jahresbeginn beträgt der Anstieg knapp 2.5%, was in so kurzer Dauer als enorm zu betrachten ist. Die Ausgangslage für Kreditnehmer aber auch Anleger hat sich somit stark verändert. Wie weit sich dieser Trend fortsetzen wird hängt massgebend von der Entwicklung der Inflation in den kommenden Monaten ab.
Währungsschwankungen Gewisse Währungen, insbesondere die europäischen Währungen Euro und Pfund befinden sich im Sinkflug. Derart starke Schwankungen bei Währungen dieser Grössenordnung zeugen von Unsicherheiten am Markt und bringen im Verlauf zusätzlich Nervosität auf das Börsenparkett.
Konflikt I
Andauernde Krieg zwischen Russland und Ukraine hält insbesondere Europa und den Rest der Welt in Bann. Eine rasche Lösung des Konflikts ist kaum absehbar und es besteht sogar eine gewissen Gefahr von einer weiteren Eskalation bis hin zu einem nuklearen Event.
Konflikt II
Weiter im Osten besteht die Auseinandersetzung zwischen China und Taiwan. Spätestens seit der aktiven Stellungnahme der USA hätte eine regionale Eskalation nun definitiv negativen Einfluss auf das globale Weltgeschehen und sämtlicher Ökonomien.
Rolle Chinas Auf dem globalen Parkett der Regierungen ist das Auftreten und die Positionierung Chinas oftmals eher schwierig zu deuten. In Zukunft könnte dies in so manch einem Fall, insbesondere in der Beziehung zwischen den USA und China, für eine unangenehme Überraschung sorgen.
Rezession Die US und europäische Wirtschaft steuern auf eine Rezession zu. Wann genau und wie stark diese ausfallen werden, lässt sich vorerst noch nicht prognostizieren.
Dilemma der Notenbanken
Aufgrund der aktuell hohen Inflation und müssen die Notenbanken die Zinsen erhöhe. Im Gegenzug spricht man bereits von einer bevorstehenden Rezession. Sowohl die Europäische Zentralbank EZB sowie die US Notenbank FED riskieren mit den Zinsanpassungen die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Wird der Wirtschaftsabschwung tatsächlich eintreten, könnte dies dennoch auch Vorteile bei der Rückkehr zu zukünftig normalen Wirtschaftszyklen mit sich bringen.
Schuldenlast der Staaten
Nicht zu vergessen ist die Schuldenlast, welche sich die Staaten zu Corona Zeiten aufgebürdet haben, indem die Regierungen mit Massnahmen-Paketen die Wirtschaft unterstützten und somit die Schulden massiv erhöhten. Nun folgt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Rezession. Aufgrund der zu erwartenden reduzierten Staatseinnahmen kann somit kein Schuldenabbau vollzogen werden. Die Schuldenlast bleibt für gewisse Länder vorerst immens hoch.
Es lässt sich nun argumentieren, dass diese Unsicherheiten bekannt sind und somit all diese Faktoren in effizienten Märkten bereits eingepreist. Die stattliche Anzahl an Unsicherheiten und die z.T. nur schwer abschätzbare Entwicklung dieser, birgt jedoch ein grösseres Belastungspotenzial für die Märkte in den kommenden Wochen und vielleicht sogar Monaten.
Sentiment Index bald mit Kaufsignal In diesem Beitrag werfen wir einen besonderen Blick auf den Stimmungsbarometer, das sog. Sentiment der Aktienmärkte. Dies misst jeweils die aktuell vorherrschende Stimmung der Anleger und kann zu gewissen Zeitpunkten auch als guter Entscheidungsparameter dienen.
Im Folgenden beziehe ich mich auf den Sentiment-Index von CNN Business, den sog. Fear and Greed Index (Furcht und Gier), Zusammensetzung und nähere Informationen dazu unter diesem Link: CNN Business Fear and Greed Index.
Herrscht unter den Anlegern Panik, erzielt dieser Index oft einen Tiefstand. Dies kann dann jeweils als kurzfristiges Kaufsignal gedeutet werden da es sich bei diesem Index um einen sog. Contrarian-Index (konträr/gegenteilig) handelt. Im Gegenzug weist der Index bei absoluter Börseneuphorie Höchststände auf und ist dann als kurzfristiges Verkaufs-Signal zu deuten. Extremlevels können sogar anhaltend über eine längere Periode auftreten.
Das Stimmungsbarometer an den Aktienmärkten ist einer von vielen Indikatoren, den ich unterstützend für einen Investmententscheid beiziehe.
Betrachten wir nun den Index in diesem Jahr, stellen wir jeweilige Tiefststände um den 7. März und 12. Mai fest. Gegen ende September tendiert der Index erneut nach unten und wir nähern uns nun erneut diesen Levels von verbreiteter Panik (vgl. Abbildung unten, Zeitverlauf Fear & Greed Index).
Fear & Greed Index im Zeitverlauf (1 Jahr) Quelle: CNN Business, 27. September 2022
Betrachten wir den Index der US Technologiewerte an denselben Tagen (vgl. Abbildung unten, Zeitverlauf Nasdaq Index) fällt auf, dass der Index zeitweilige und vorübergehende Tiefstände aufweist um danach in eine gewisse Erholungsphase zu starten.
Chart Nasdaq Comp Index (1 Jahr) Quelle: Yahoo Finance, 27. September 2022
Es könnte nun durchaus sein, dass sich in den kommenden Tagen ähnliches an den Märkte abspielen wird und sich dieses Szenario nochmals wiederholt. Der Sentiment-Index hat nämlich in den letzten Tagen wieder das Level von «Extreme Fear» erreicht.
Fear & Greed Index aktuell Quelle: CNN Business, 27. September 2022
Fazit
Aktien gehen dem Wirtschaftszyklus grundsätzlich 6 Monate voraus. Gemäss Theorie dauert eine durchschnittliche Rezession ebenso 6 Monate. Innerhalb der letzten 70 Jahren dauerte in den USA eine Rezession im Schnitt 10 Monate. Somit bleibt noch etwas Zeit, bis die Aktienmärkte eine mögliche positive Wirtschaftsentwicklung wieder vorwegnehmen werden.
Die zahlreichen vorherrschenden Unsicherheiten, wie oben kaum abschliessend aufgeführt, werden die Finanzmärkte auch in den kommenden Tagen und Wochen in Banne ziehen und für den einen oder anderen Ausschlag der Kurse sorgen. Solange die Furcht von weiter steigenden oder zumindest anhaltend hohen Zinsen im Zusammenhang der anhaltend hohen Inflation d wird sich dies belastend auf die Aktienkurse auswirken.
Auf der Bewertungsseite, sind aktuelle Gewinnschätzungen, die mit 9% von einem knapp einstelligen Gewinnwachstum ausgehen, sehr sportlich und müssen daher wohl noch revidiert werden. Wie stark die höheren Energiepreise auf die Unternehmensergebnisse durchschlagen ist noch schwer abschätzbar. Die eingetrübte Konsumentenstimmung wird die Umsätze und Gewinne der Firmen vorübergehend zusätzlich belasten. Die Unternehmensergebnisse des 3. Quartals werden hier etwas mehr Licht ins Dunkle bringen.
An den Märkten selbst ist eine Umschichtung zu beobachten. Aktuell fliesst Geld aus Aktien ETFs ab, während ETFs auf Anleihen Zuflüsse erfahren. Je nach der weiteren Entwicklung der aktuellen Ausgangslage kann der Trend noch weiter anhalten. Somit würde eine wichtige Stütze der Geldzuflüsse als Treiber für steigende Aktienkurse vorerst noch ausbleiben.
Aus heutiger Sicht birgt der Markt wenig Potenzial für einen markanten und länger anhaltenden Anstieg der Aktienkurse. Die Schwankungsanfälligkeit bleibt bis auf weiteres bestehen. Positiv gesehen, können Anleger jedoch von diesen Schwankungen kurzfristig profitieren.
Mein Portfolio Aktuell hängt die Positionierung stark von der Risiko-Neigung und -toleranz des einzelnen Anlegers ab. Anleger die bereits ein gewisses Aktienexposure haben, lautet die Empfehlung, dies auf den derzeitigen Niveaus zu halten und die Baisse aussitzen.
Ist hingegen eine gewisse Liquidität derzeit auf dem Konto vorhanden, welche mittel- bis längerfristig für Finanzanlagen bereit steht, ist je in der Situation nach Anlegertyp zu differenzieren:
Kurzfristig orientierte Anleger Für risikofreudig und kurzfristig orientierte Anleger oder eher spekulativ agierende Trader könnte sich in den kommenden Tagen eine Kauf-Gelegenheit einstellen. Ein ähnlicher Rebound wie wir dies im März und Juni bis August gesehen haben (vgl. Index Chart oben) könnte sich über wenige Tage ergeben um gleich danach die Gewinne zu realisieren. Grösste Gewinnchancen bietet sich dabei auf zyklischen und insbesondere Technologiewerten. Die einfachste Umsetzung ist der Kauf des ETFs auf den Nasdaq Index.
Während gewisse Anleger auf diesen Rebound spekulieren, besteht jedoch gleichzeitig das Risiko, das die Indizes insbesondere der Nasdaq gegen unten ausbricht und dann ein neues Jahrestief realisieren wird wie dies bereits beim SMI geschehen ist. Sollten die Kurse tatsächlich dieses Supportlevel durchbrechen wäre demnach mit einer weiteren negativen Bewegung zu rechnen.
Langfristig orientierte Anleger Etwas zurückhaltende und langfristig orientierte Anleger sollten zum aktuellen Zeitpunkt eher zuwarten. Es könnten sich durchaus noch tiefere Kaufgelegenheiten bieten. Dies aufgrund der unzähligen anhaltenden Unsicherheiten, welche meist Gift für eine positive Entwicklung der Aktienkurse bedeuten.
Einzig, sollten die Märkte in Panikmodus umschalten und während eines Tagesverlaufs starke Kursverluste von 4-5% oder mehr erzielen, können Teilkäufe von soliden Unternehmens-Werten oder ETFs auf Indizes (z.B. DAX, SLI oder S&P 500) mit einem längerfristigen Zeithorizont in Betracht gezogen werden. Dabei sind US Titel aktuell zu favorisieren, da die Wirtschaft weniger vom Konflikt mit Russland und der daraus resultierenden Energie-Krise und Gasknappheit betroffen ist und somit auch weniger anfällig. Was jedoch nicht heisst, dass der US Wirtschaft trotzdem mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in eine Rezession droht.
Der Vollständigkeit wegen, sei hier meine Einschätzung erwähnt, vorerst auf Obligationen, insbesondere jene mit längeren Laufzeiten zu verzichten. Erst kürzlich begann der Trend von steigenden Zinsen, welcher ohne weiteres noch andauern kann. Die nächsten Inflationszahlen, welche demnächst publiziert werden, können in die Zinsen nochmals deutlich nach oben bewegen.
Es bleibt definitiv spannend, welche Themen und Faktoren die kommenden Tage an den Finanzmärkten dominieren und richtungsweisend auf die Märkte und Stimmung der Anleger einwirken werden. Klar ist, von einer Börseneuphorie sind wir aktuell weit entfernt. Somit werden die Märkte schwankungsanfällig bleiben, weshalb von einer anhaltend höheren Volatilität auszugehen ist, von welcher zu bestimmten Zeitpunkten Anleger jedoch profitieren können.
Im Jahr 2021 sorgten, nebst dem allgegenwärtigen Thema der Corona-Pandemie, unter anderem die Ereignisse rund um die beiden “Ever’s” kurzzeitig für Unruhen an den internationalen Finanzmärkten.
Just zum Jahresstart taucht einer dieser Ever’s mit potenzieller Brisanz wieder in den Schlagzeilen auf. Gerade aktuell, zum ersten Handelstag an den internationalen Finanzmärkten im Jahre 2022, melden die Medien vor wenigen Stunden, dass die Aktien von Evergrande an der Börse in Hong Kong erneut vom Handel ausgesetzt wurden. Der Grund ist bisher noch nicht bekannt. Das Unternehmen wird wohl in Kürze Informationen publizieren. Vorerst reagierten die Finanzmärkte nicht oder gelassen auf die News, wobei einige Börsen heute noch Feiertagsbedingt geschlossen sind.
“Ever” wie Evergrande und China
Bereits im Oktober 2021 waren die Titel vom Handel ausgesetzt als der Immobilien-Riese Evergrande für einen der “Ever”-Schocks sorgte. Das hochverschuldete, in China angesiedelte Unternehmen kam in Zahlungsschwierigkeiten und scheint nicht in der Lage zu sein sämtliche zugesagten Häuser und Wohnungen fertigzustellen. Die Schulden des Bauentwicklers belaufen sich auf rund USD 300 Milliarden. Davon stammen rund USD 19 Milliarden Schulden aus ausländischen Anleihen. Im Dezember konnte das Unternehmen eine Zinszahlung von USD 82.5 Millionen nicht begleichen.
Ob der Immobilien-Riese Evergrande sich jemals aus der Schlinge ziehen kann, ist höchst ungewiss. Das Unternehmen ist abhängig von seinen Investoren, ob sie sich bereit erklären, gewisse Verluste zu tragen, nötigenfalls das Unternehmen mit einer grossen Menge an frischem Kapital auszustatten, notfalls vielleicht sogar gestützt durch den chinesischen Staat um einen potenziellen Kollaps des gesamten Immobiliensektors zu verhindern. Zusammen mit Evergrande könnten nämlich auch weitere Immobilien Unternehmen in Schieflage geraten, ausgelöst durch das schwindende Vertrauen der Investoren. Das Risiko eines Spillover Effekts auf das ganze Finanz- und Bankensystems und somit auf die ganze chinesische Wirtschaft gilt es zu vermeiden. Der Immobilien-Sektor generiert immerhin rund einen Viertel des chinesischen Bruttoinlandproduktes. Wäre die Regierung dazu bereit den ohnehin überhitzten Immobilien-Sektor zu stützen oder allenfalls die negativen Konsequenzen zu tragen?
Unabhängig des weiteren Ausgangs von Evergrande bleibt China aus verschiedenen Gründen vorerst eine gewisse Blackbox. Zum einen, ist es der Immobilien-Sektor, der wie die Aktualität aufzeigt, auch dieses Jahr gewisse Risiken für diese Region birgt. Zum anderen erfolgten während der letzten Monate immer wieder überraschend Eingriffe der chinesischen Regierung bei Unternehmen mit einer gewissen Grösse und Marktmacht wie zum Beispiel bei Alibaba. Jack Ma, der Gründer dieses Unternehmens, verschwand nach Kritik der chinesischen Regierung urplötzlich und tauchte erst Wochen danach wieder auf.
Mit einem solchen Vorgehen setzt die Regierung das Vertrauen der Investoren immer wieder aufs Neue auf den Prüfstein. Darunter leiden insgesamt die Aktienkurse chinesischer Unternehmen deutlich. Insbesondere auch jene, die an ausländischen Börsen wie zum Beispiel in den USA kotiert sind, aufgrund aufkommender Gerüchte einer möglichen Dekotierung an diesen Märkten gelisteter Unternehmen.
“Ever” wie Ever Given
Für den zweiten “Ever”-Schock im letzten Jahr sorgte eines der weltweit grössten Frachtschiffe. Das mit fast 20’000 Containern beladene Schiff Ever Given blockierte im März 2021 für 6 Tage den Suezkanal und sorgte somit für einen Unterbruch der Lieferketten, insbesondere von Ost nach West. Für die europäische Wirtschaft und Unternehmen, die in den vergangenen Jahren ihre Liefer- und Produktionsprozesse bis zum äussersten optimierten, um so eine kostspielige Lagerhaltung zu umgehen, ein kurzfristig kleiner Schock und eine Herausforderung, die sonst schon durch die Pandemie angespannten Lieferengpässe zu managen. In Europa gingen manche Produkte aus, in China fehlten die leeren Container für eine Wiederbeladung. Nachfrageüberhang, höhere Frachtkosten ausgelöst durch fehlende Kapazitäten und höhere Energiepreise, ein guter Nährboden für ein inflationäres Umfeld.
Ende des Superzyklus?
Nicht nur das «Ever» haben diese beiden Ereignisse gemeinsam. Beide Events tauchten plötzlich und unerwartet auf. Es sind solche Events, die bei den Investoren die entscheidende Frage aufwerfen, ob dies nun das Ende des vor gut einem Jahrzehnt begonnen wirtschaftlichen Superzyklus einleiten könnte.
Die Folge, ein rasches Hochschnellen des Pulses und Nervosität bei Investoren aufgrund dieser Unsicherheiten. Dies ist normalerweise kein guter Nährboden für positive Aktienkurse. Hedge Funds wissen gezielt mit solchen Situationen umzugehen, verstärken mit ihren Wetten auf sinkende Märkte den Abgabedruck, weshalb wir in solchen Szenarien kurzfristig starke Ausschläge sowohl der Aktienkurse nach unten wie auch bei der Volatilität beobachten können. Zuletzt war das wirtschaftliche Umfeld und Finanzsystem stabil genug einen solchen kleineren Schock aufzufangen. In der Folge reagierten die Märkte rasch mit einer Gegenbewegung. Kurze Zeit danach erreichten gewisse Indizes immer wieder neue Höchstmarken.
Eine weitere gewichtige Rolle spielen die Zentralbanken, welche unter anderem mit ihren geldpolitischen Entscheiden und Massnahme zur Stabilisierung der Wirtschaft, diesen Superzyklus der letzten Jahre einleiteten und über die Jahre unterstützten. Die Herausforderung ist es nun, die über das letzte Jahrzehnt eingeschossene Liquidität langsam und ohne grosse Nebengeräusche aus den Märkten abzuziehen, um so einerseits eine mögliche Überhitzung des Systems, andererseits einen kapitalen Absturz der Märkte zu vermeiden. Die Lösungsansätze sind vorhanden, jedoch deren Umsetzung und Zeitplan ungewiss. Die amerikanische Zentralbank Fed hat erste Massnahmen in diese Richtung beschlossen und kommuniziert. Die Europäische Zentralbank EZB und weitere Zentralbanken werden hier noch zuwarten.
Diese Ausgangslage birgt natürlich einige Risiken, und könnte stets von neuem für Unsicherheiten sorgen und somit neue Nervosität bei Investoren auslösen.
Eine weitere Herausforderung in diesem Jahr werden die Lieferengpässe bleiben, welche für weiterhin, jedoch vorübergehend für inflationären Druck sorgen. Unternehmen mussten aufgrund fehlender Teile ihre Produktionen drosseln und Kunden mit der Auslieferung ihrer Produkte vertrösten. Automobilhersteller zum Beispiel leiden seit einigen Monaten bereits unter dem weiterhin vorherrschenden Chipmangel. Unternehmen beginnen deshalb ihre «just in time» Produktionsprozesse umzustellen und wie früher gewisse Produktkomponente in ihren Lagern aufzustocken. Damit wollen sie solche Einschränkungen in ihrem Businesszweig in Zukunft aus dem Weg schaffen. Dies sorgt jedoch zusätzlich für einen kurzfristig anhaltenden Nachfrage-Überhang und erhöht überdies den Druck auf die aktuell vorherrschenden Lieferengpässe.
“Mein” Portfolio
Je nach Ausgangspositionierung in einem Portfolio eines Anlegers, können abhängig von Ereignissen, Newsflows etc. Massahmen und Änderungen in der Positionierung vorgenommen werden, stets der entsprechenden Situation angepasst. Gibt es Anzeichen einer kurzfristig aufkommenden Unsicherheit, ist eine Reduktion der Risiken, meist Verkauf von Aktien, nicht unbedingt der geeignetste Weg für einen langfristig gute Performance.
Solche und viele weitere Themen der Anlagethematik werde ich im Laufe der Zeit hier aufzeigen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es nicht nur das eine, richtige Portfolio gibt. Dieses ist stets an den Bedürfnissen des Anlegers und aktuellen Ereignisse auszurichten.
Sollte Evergrande in Kürze Klarheit über den weiteren Ausgang schaffen und ist man in seinem Portfolio noch nicht in China investiert, könnte das derzeitige Umfeld für ein langfristige Positionierung genutzt werden, mit einer selektiv ersten Tranche als Einstieg. Chinesische Leitindizes gehörten im Jahr 2021 zu jenen mit der schlechtesten Performance. Obgenannte Ereignisse und Faktoren haben dafür gesorgt, dass Investoren ihr Exposure in dieser Region in Vergangenheit eher reduzierten.
Jedoch weist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt mit eine BIP von rund USD 15 Billionen und mit aktuell rund 5%, weiterhin einer der grössten Wachstumsraten auf. Davon profitiert ein Grossteil der chinesischen Unternehmen und somit auch ihre Aktionäre. Es gilt jedoch die zu beachten, dass gewisse Produktionsaufträge zukünftig weg von China in andere Regionen verlagert werden. Faktoren sind einerseits die über die Jahre hinweg gestiegenen Produktionskosten aufgrund steigender Löhne und Energiepreise. Andererseits könnten global aufgestellte Unternehmen bestrebt sein, ihre Abhängigkeit von China etwas zu reduzieren.
Viele dieser potenziell negativen Szenarien sind bereits heute in Kursen chinesischer Titel enthalten. Dies vermindert einerseits die Risiken von grösseren Rückschlägen und lässt andererseits Raum für positive Überraschungen.
Der Januar gehört grundsätzlich zu einem der besten Börsenmonaten. Auch für 2022 stehen die Zeichen grundsätzlich auf positive Performance für den ersten Börsenmonat des Jahres. Es gilt jedoch neu aufkommende und entscheidende News wie jene von Evergrande für eine weitere Beurteilung kurzfristig abzuwarten.
Nicht voraussehbare Ereignisse, die im grösseren Stil auf Makroökonomischer Ebene für eine neue Ausgangslage sorgen könnten, gilt es jeweils zu analysieren und die mögliche Reaktion der Investoren abzuschätzen, um danach die richtigen Schlüsse zu ziehen und entsprechenden Investmententscheide zu fällen.
Der am 3. Juni 2013 publizierte ISM-Einkaufsmanagerindex der US-Industrie für den Monat Juni verheisst nichts gutes für die US-Konjunktur. Der Wert lag mit 49.0 Punkten überraschend deutlich unter der wichtigen 50er-Marke. Von Experten wurde ein Wert von 50.6 erwartet nach 50.7 Punkten im Vormonat. So tief war der Wert letztmals im August 2009. Damals allerdings kam der Index vom Tiefststand her im Januar und mündete in den Folgemonaten im Aufschwung, der bis zum Ausbruch der Euro-Krise anhielt.
Die Situation heute erinnert nicht etwa an August 2009 sondern eher an den Zeitpunkt vom 1. August 2011. Der damals publizierte ISM-Einkaufsmanagerindex zeigte ebenfalls einen enttäuschenden Wert von 50.9 Punkten nach 55.3 Punkten im Vormonat. Erwartet wurde der Index bei 55.0 Zählern. Obwohl der Wert noch über 50 lag erachteten die Investoren nach den Höchstständen bei gewissen Indizes die Gewinne einzufahren und ihre Positionen im grossen Stil aufzulösen. Daraus resultierte der markante Einbruch der weltweiten Indizes.
Auch heute befinden sich Indizes wenige Tage von ihren Rekordhochs (z.B. Dow Jones Industrial, Dax) oder von Höchstständen nach einer Periode mit starker Performance (z.B. SMI, Nikkei) entfernt. Gleichzeitig verweilte auch damals die Volatilität auf tiefen Niveaus bis genau zu diesem Tag hin, als sie mit den negativen Nachrichten stark nach oben schnellte.
Anders als heute, stand die USA im August 2011 am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Erst in letzter Sekunde wurde die Schuldendecke angehoben. Diesen Event haben wir in diesem Jahr nun bereits hinter uns, indem die US-Regierung im vergangenen März diese vorübergehend ausgesetzt hat und dafür Budgetkürzungen in Kauf nehmen musste. Somit könnten gerade diese Budgetkürzungen nun für den Einbruch bei der Industrie verantwortlich sein.
Ein weiterer Unterschied besteht im sog. Sentiment-Index, ein Stimmungsindikator bei den Investoren. Waren diese 2011 im Zusammenhang mit der Euro-Krise und der US-Schuldenproblematik extrem pessimistisch (bearish), zeigt das Stimmungsbarometer heute einen sehr hohen (bullishen) Wert an. Die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank trägt hierzu sehr viel bei. Dieser Indikator wird normalerweise als Contrarian-Indikator eingesetzt. Somit wäre der aktuelle Stand als Verkaufs-Signal zu werten.
Es ist nun wichtig zu beobachten, wie die Marktteilnehmer auf den negativen ISM-Einkaufsmanagerindex reagieren werden. Die Geldschwemme der Zentralbank brachte bisher viel für die Aktienmärkte, jedoch wenig und nicht genug, um der US-Wirtschaft den notwendigen Schwung zu verleihen. Für weiter steigende Aktienkurse wäre ein solider Aufschwung definitiv kausal. Deshalb scheint sich das Börsensprichwort “sell in May and go away” zumindest in den letzten Tagen zu bewahrheiten. “But remember to come back in September!” Um festzustellen ob dem so sein wird, müssen die Märkte natürlich weiterhin genau verfolgt und bei Bedarf kurzfristig die notwendigen Massnahmen getroffen und umgesetzt werden.
Die Aktienmärkte warten heute Nachmittag gespannt auf die Rede des US-Notenbankchef Ben Bernanke und auf die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls des letzten Fed-Meetings von Ende April/Anfang Mai. Beides wird Auskunft über den weiteren Verlauf der dritten Geldmengenlockerung (Quantitative Easing 3) geben.
Gefälle der Enttäuschung: Verlauf Weltwirtschaft und Einkaufsmanager-Index (PMI) 2007-2013
Die globale Weltwirtschaft befindet sich seit der Finanzkrise im Jahr 2008/09 wieder auf dem Wachstumspfad, wie die nebenstehende Grafik aufzeigt (Level oberhalb der Nulllinie = Wachstum). Nach anfänglich starkem Aufschwung reduzierte sich bis heute das Wachstumstempo leicht aber stetig.
Die Einkaufsmanager-Indizes (PMI), die als Frühindikatoren für den Wirtschaftsverlauf gelten (vgl. dazu Wissenswertes – Purchase Mangers’ Index (PMI)), bewegen sich in einem vergleichbaren Trend.
Die durch die US-Notenbank Fed zwischen 2010 bis 2012 bekannt gegebenen monetären Lockerungen (sog. Quantitative Easing 1-3) führten jeweils zu einem klar erkennbaren Anstieg des PMI (letzte drei Wellen). Die Intensität für ein optimistisches Bild nahm jedoch bei der letzten Lockerung im Vergleich zu den ersten beiden Ankündigungen ab. Die Ernüchterung bei den Unternehmen folgte jeweils bereits wenige Monate darauf, was sich in einem fallenden PMI widerspiegelt.
Gleichzeitig gelang es der Weltwirtschaft nie ihre Wachstumsraten deutlich zu erhöhen. Im Gegenteil, das Weltbruttoindlandsprodukt (BIP) folgt seit dem Jahr 2010 der fallenden Trendlinie des PMI. Werden die zahlreichen Anstrengungen der verschiedenen Notenbanken (u.a. Fed, EZB, BoJ) zur Ankurbelung der Wirtschaft bei der Beurteilung herangezogen, fällt das Resultat ernüchternd aus. Die Frage ist natürlich berechtigt, wo stünde heute das globale BIP, hätten die Notenbanken nicht zu den drastischen Massnahmen gegriffen.
Klar ist, dass mit den Ankündigungen der Notenbanker das Vertrauen an die Finanzmärkte zurück kam und mit ihm die steigenden Aktienkurse. Dazu beigetragen haben sicher auch die soliden Bilanzen und die besser als erwartet ausgewiesenen Gewinne der Unternehmen. Den grössten Effekt jedoch brachten die enormen, von den Zentralbanken auf den Markt geschütteten Geldmengen. Folglich werden die heute veröffentlichten Details zur Strategie des Fed kurzfristig viel mehr für die Aktienmärkte als für die globale Wirtschaft richtungsweisend sein.
Folgen nicht bald klare Impulse droht die globale Wirtschaft in eine Situation der Lethargie zu verfallen und die Unternehmen werden sich weiterhin mit neuen Investitionen zurückhalten. Aufgrund der dadurch fehlenden Umsatzsteigerungen einerseits und den in den letzen Jahren ausgereizten Bemühungen zur Kostensenkung andererseits, werden die angestrebten Gewinnwachstumsziele nicht zu erreichen sein. Folglich wird früher oder später diese Entwicklung auf die Aktienmärkte durchschlagen.
Für die Zentralbanken bleibt weiterhin die Herausforderung, die Wirtschaft wieder aus dieser fragilen Umgebung zu führen. Die Mittel hierzu sind jedoch auch für den US-Notenbankchef Ben Bernanke praktisch ausgereizt.
In den vergangenen Tagen und Wochen wurden fast täglich neue Höchst- und Rekordstände von Indizes gemeldet. Seit dem Zwölfjahres Tief im März 2009 ist der S&P 500 um 146% gestiegen und weilt derzeit um die 1’670 Punkte. Getragen wurde der Aufschwung von Unternehmensgewinnen, die besser als erwartet ausgefallen sind. Die stärksten Impulse erwirkten jedoch die drei von der US Notenbank Fed lancierten Bond Kaufprogramme (Quantitative Easing 1-3), letzteres hält derzeit noch. Auch andere Indizes von Industrieländern wie z.B. der Dax markieren neue Höchststände während die meisten Börsen der Entwicklungsländer nicht in demselben Masse am Aufschwung partizipiert haben.
Makroökonomische Indikatoren Neben dem Fed sorgte auch in Europa und Japan die Notenbanken für hohe Liquidität an den Märkten. Die EZB senkte den Leitzins auf ein Rekordtief von 0.50%. Seither wurden weltweit auch in anderen Ländern, u.a. in Australien, Israel, Indien und Südkorea, zum Teil überraschend die Zinsen als Folge von anhaltenden negativen Konjunkturnachrichten weiter gesenkt. Auffällig, dass sowohl zurückliegende makroökonomische Indikatoren als auch Früh-Indikatoren unter den Erwartungen lagen und sich somit eingetrübt haben. Gemäss ersten Rechnungen ist Europa im ersten Quartal um 0.2% geschrumpft. Selbst die Wirtschaft in Deutschland, der bisher starke Motor innerhalb der EU, kann sich je länger die Krise dauert, nicht mehr dem leichten Abwärtstrend entziehen. Mit dem schwächeren Start in das Jahr 2013 trübten sich auch die Früh-Indikatoren, die sog. Einkaufsmanager-Indizes (PMI) zuletzt weiter ein. Wie sich die Stimmung bei den Unternehmen weiter entwickelt, wird in den kommenden Tagen interessant zu beobachten sein. Insgesamt werden leicht bessere Levels für den Monat Mai im Vergleich zum Vormonat erwartet.
Technische Indikatoren Unbeachtet dessen treiben gegenwärtig kurz- und mittelfristige technische Indikatoren die Indizes weiter nach oben. Kurzfristig hat z.B. der Dax 11 Tage in Folge positiv geschlossen (Stand 21.05.13). Der Stoxx Europe 600 verzeichnete bereits im Februar den neunten Monatsgewinn in Folge und damit die längste Gewinnserie seit dem Jahr 1997. Seither kamen zwei neue positive Monate hinzu. Dass ein solcher Trend lange anhalten kann zeigte der Einzeltitel Apple (vgl. langfristiger Chart von Apple). Seit Herbst 2008 wurde der Titel fast unaufhaltsam in die Höhe getrieben, bis dieser im Herbst 2012 die Marke von über USD 700 erreichte. Entsteht einmal ein solcher Trend bzw. technisches Momentum, braucht es einiges an Widerstand um dieses auch wieder zu durchbrechen. Der Zeitpunkt ist oft nicht genau vorhersehbar, ausser es bietet sich ein unerwarteter Auslöser an. Wie das Beispiel von Apple zeigt, erfolgt dann eine solche Gegenbewegung rasch. Der Titel verlor ohne nennenswerte Ereignisse in einem kurzen Zeitabschnitt von sieben Monaten 50% seines Wertes. Die Bodenbildung scheint nun in diesen Wochen zu erfolgen.
Fazit Generell unterstützt ein tiefes Zinsniveau die Investitionen in Aktien, da sonst weniger Risiko behaftete Anlagen wie Obligationen mit ihren Renditen weniger attraktiv erscheinen. Zumal sich die Zinsen bereits über längere Zeit auf Rekordtiefs befinden und somit Obligationen im Investmentgrade-Bereich z.T. sogar negative Realrenditen aufweisen, sehen momentan viele Investoren Aktien trotz vielen unsicheren Faktoren (Schuldenkrise, globaler Konjunkturverlauf 2013, Rekordarbeitslosigkeit, Ausblick der Unternehmer etc.) als einzige Anlageklasse.
Gerade die tiefen Zinsen weisen auf die schlechte Situation der Konjunktur hin. Die europäische Zentralbank hat beim Zinsniveau noch etwas Luft und senkte im Mai den Leitzins um ein Viertel-Prozent auf 0.5%. Dies in der Hoffnung die konjunkturelle Situation in Europa würde sich damit verbessern, nachdem die rekordtiefen Zinsen über die längere Zeitspanne bisher nicht den Aufschwung brachten. In den USA und Europa zeigen die vergangenen Monate seit Ausbruch der Krise auf, dass im vorherrschenden Umfeld der positive Effekt niedriger Zinsen auf die Konjunkturentwicklung marginal ist. Die Liquidität gelangt nicht bzw. zu wenig wie gewünscht und üblich in den Wirtschaftskreislauf in Form von Krediten an Unternehmen. Die Banken scheinen weiterhin risikoavers bei der Kreditvergabe und die Unternehmen selbst können sich direkt am Markt sehr günstig mit frischem Kapital eindecken. Das technische Momentum kann nicht anhaltend sein und wird demnächst, zumindest vorübergehend, nachlassen. Indikatoren weisen auf einen überkauften Markt hin. Sollte der Trend brechen, müssen die Marktteilnehmer sich auf neue Argumente stützen, die ihre hohen Anteile an Aktien in ihren Portfolios rechtfertigen. Vielleicht wird ihnen dann wieder bewusst, wie es um die derzeitige Realwirtschaft steht und sie stossen zumindest einen Teil ihrer Aktienpositionen wieder ab.
Überschussreserven der Banken beim Fed von USD 1.8 Bio.
Das Fed hält derzeit an seinem Programm für Anleihekäufe fest. Die Massnahmen haben zum Ziel der Konjunktur neuen Schwung zu verleihen. Mit dem Kauf der Treasuries (US Staatsanleihen) werden künstlich die Zinsen auf tiefem Niveau gehalten. Tiefe Zinsen sollen für ein freundliches Investitionsklima sorgen. Zudem soll die damit erzeugte Geldmenge Banken zur Kreditvergabe animieren, damit sich auch der Investitionsprozess der Unternehmen, die sich günstiges Geld ausleihen können, in Gang setzt. Das Endziel besteht in der Ankurbelung der Wirtschaft, dem Schaffen neuer Arbeitsplätze und somit der Reduktion der derzeitig hohen Arbeitslosigkeit.
Doch die weiterhin steigenden Überschussreserven der Banken in der Höhe von über USD 1.8 Bio. beim Fed zeigen, dass die Absicht des Fed nicht in der wohl erhofften Grössenordnung stattfindet. Die Banken parkieren ihre flüssigen Mittel lieber risikolos bei der US-Notenbank und erhalten dafür aktuell 0.25% Zins, anstatt das Geld mit einem gewissen Risiko in Form von günstigen Krediten den Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Somit gerät das Geld nicht wie derzeit erhofft in den Wirtschaftskreislauf, sondern fliesst zurück ans Fed selbst.
Die Aktienrally hält seit Jahresbeginn fast unvermindert an. Es sind dies vor allem die Börsen der Industrieländer wie den USA, Japan und Grossbritannien, Australien, Neuseeland und die Schweiz, die bis zu zweistellige Performance-Zuwächse im bald ablaufenden ersten Quartal 2013 aufweisen. Die Schwellenländer hingegen machten bisher diese Bewegung nicht mit, im Gegenteil, sie zeigen z.T. zweistellige Verluste wie z.B. Brasilien oder Russland. Selbst der Hang Seng in China schafft es bisher nicht in den grünen Bereich, gilt China weiterhin als Wachstumsmotor für die globale Konjunktur. Die Unsicherheiten überwiegen.
Jene Investoren, die das Risiko in Kauf genommen haben und Ende letzten oder zu Beginn diesen Jahres eingestiegen sind, liessen sich vom günstigen Geld und von der Überlegung leiten, dass aufgrund von fehlenden Renditen die Aktien die einzige Anlagekategorie sei. In der Folge wurden die Anteile an Aktien in den Portfolios erhöht. Ein trügerisches Fazit, werden dadurch in unsicheren Zeiten, welche die tiefen Zinsen, die fallenden Rohstoffpreise und die erneut aufflammenden Krisen widerspiegeln, die Risiken in einem Portfolio erhöht.
Im Zeitraum von Januar bis Februar waren tatsächlich vermehrt Inflows in die Aktienmärkte zu verzeichnen. Die Volumen blieben aber im Vergleich weiterhin gering, heisst viele grosse Investoren blieben weiterhin an der Seitenlinie. Damit verpassten nicht nur sie das für alle überraschend starke bisherige Aktienrally. Nach der Endjahres-Rally im kürzlich abgelaufenen Jahr haben sich viele Investoren zurückgehalten, in der Überzeugung, dass aufgrund der weiterhin anstehenden Unsicherheiten, eine Korrektur folgen sollte. Doch diese Korrektur blieb für die Mehrheit überraschend, bisher aus.
Im Laufe diesen Monats sind vermehrt Stimmen im Markt zu vernehmen, dass eine solche Korrektur gänzlich ausbleiben wird. Aus Angst weitere Performance zu verpassen gibt es nun Investoren, die in letzter Minute noch auf den Zug aufspringen. Grund dürfte auch das anstehende Quartals-Reporting sein, in dem keine tiefe Aktienquote ausgewiesen werden soll. “Man war bei der Rally dabei.” Die Performance wird jedoch diese Entwicklung nicht derart mitgemacht haben.
Ein solches Verhalten, dem Markt nachzurennen, birgt sehr hohe Risiken und die Wahrscheinlichkeit, dass gerade kurz vor einer Korrektur der Einstieg erfolgt. Deshalb ist dies absolut zu vermeiden. Lag man aufgrund überzeugender Argumente falsch und hat demnach sein Aktien Exposure nicht erhöht, was in diesem Fall der bessere Entscheid gewesen wäre, so ist der geeignete Zeitpunkt abzuwarten. Dann ist die Massnahmen nachzuholen, sofern dies der Ausblick dann noch rechtfertigt.
Nach den Wahlen in Italien konnte auch die Zypern-Krise diese Korrektur (noch) nicht auslösen. Mit jedem solchen Ereignis steigt jedoch die Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten, die sich weiterhin mit Investitionen zurück halten. Erste Anzeichen, dass dem tatsächlich so ist, gibt es bereits. Eine schwaches Wirtschaftsumfeld, wie es derzeit vorherrscht, ist dann auf solche Szenarien sehr anfällig und ein deutlicher Rückschlag droht. Verstärken sich die Signale in den nächsten Tagen und Wochen, muss definitiv mit einer Korrektur an den Aktienmärkten gerechnet werden. Deshalb ist zu empfehlen, sich eher auf eine Korrektur als auf den Aufbau von weiteren Risikopositionen vorzubereiten.