Die Aktienmärkte erfahren einen fulminanten Jahresstart. Die Rally begann grundsätzlich schon im letzten Herbst. Jedoch seit Jahresbeginn kennt die Euphorie bisher kaum Grenzen. Wichtige Börsenbarometer haben im Zeitraum von etwas mehr als einem Monat bereits um die 10% oder mehr zugelegt. Dies ist bereits mehr als die im historischen Durchschnitt erzielten Kursgewinne von 6-8% pro Kalenderjahr.
Enttäuschte Anleger – fehlende Diversifikation Mit den Nachrichten über die starken Kursavancen kann es nun sein, dass Anleger in Schweizer Aktien verwundert sind über das eher bescheidene Abschneiden ihres Portfolios resp. den Aktien Schweiz Teil, und deshalb verständlicherweise auch entsprechend enttäuscht. Wie kommts?
Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer, der Swiss Market Index (SMI), legte im Vergleich seit Jahresbeginn mit 5.7% lediglich «nur» gut die Hälfte zu (vgl. Performance Chart unten).
Der Grund ist rasch gefunden. Die Index Schwergewichte Roche und Novartis vermochten aufgrund der in dieser Woche publizierten enttäuschenden Quartalsergebnissen nicht zu überzeugen. Beide Pharmatitel haben deshalb seit Jahresbeginn an Wert eingebüsst. Ähnliches gilt für das dritte Indexschwergewicht Nestlé. Obwohl die Performance des Nahrungsmittelmulti seit Jahresstart positiv ausfällt, bleibt diese mit gut 4% weit zurück.
Alle 3 Titel weisen ein Indexgewicht von je gut 17% auf. Der SMI Index umfasst die 20 grössten Titel. Somit machen alleine die drei grössten Werte bereits über 50% des Indexgewichtes aus und beeinflussen entsprechend stark den Indexverlauf. Betrachtet man die 5 grössten Titel, weisen diese sogar bereits ein Gewicht von fast 70% auf.
ETF Selektion – Alternative zum SMI Unterdessen sind seit dem 18. September 2017 die Maximalgewichtungen der Unternehmen im SMI Index vierteljährlich auf maximal 18% beschränkt. Zuvor lag der Anteil der 3 Schwergewichte noch einiges höher und betrug rund zwei Drittel. Trotz dieser Einführung der Maximalgewichtung, investiert der Anleger in einen ETF (Exchange Traded Fund) auf den SMI Index, verliert dieser aufgrund der hohen Gewichtung einzelner Unternehmen, einer der zentralen Faktoren und Vorteile, die Diversifikation.
Eine Alternative stellt der breiter aufgestellte SLI Index (Swiss Leader Index) dar. Im Gegenzug zum SMI mit 20 Titeln enthält der SLI Index deren 30. Der SLI Index setzt sich aus denselben Werten zusammen wie jene des SMI und enthält zusätzlich noch die 10 grössten und liquidesten aus dem Mid Cap Bereich. Das maximale Gewicht der 4 grössten Unternehmen wird bei 9% beschränkt. Die weiteren Indexkomponenten werden auf ein maximales Gewicht von 4.5% gekappt.
Der Jahresstart zeigt indes, dass bereits in einem kurzen Zeitraum aufgrund der unterschiedlichen Index-Zusammensetzung und Gewichtung ein grosse Performance-Lücke entstehen kann. Im Gegensatz zum SMI (+5.7%) legte der SLI Index bereits fast das doppelte, um markante 9.2% seit Jahresbeginn zu.
Performance seit Jahresbeginn: ETF SLI Index (+9.2%) vs. ETF SMI Index (+5.7%) Quelle: Yahoo Finance, 5. Februar 2023
Im langfristigen Vergleich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat der SLI Index über 30% stärker zugelegt als der SMI über denselben Zeitraum. Dies obwohl die darin enthaltenen und proportional höher gewichteten Finanztitel wie u.a. die UBS oder Credit Suisse sich seither eher schwer taten. Im Gegenzug haben die defensiven Schwergewichte aus dem Sektor Food und Pharma, Nestlé, Novartis und Roche, die positive Entwicklung des SMI stark gebremst.
Performance seit 2009: ETF SLI Index (+140.3%) vs. ETF SMI Index (+109.9%) Quelle: Yahoo Finance, 5. Februar 2023
Fazit: Ein ETF (Exchange Traded Fund) bildet in der Regel einen Index ab und strebt somit die Nachbildung dessen Wertentwicklung an. Heisst, der Kurs des ETF folgt mehr oder weniger eins zu eins der Bewegung des zu Grunde liegenden Indizes und deren Komponenten, abzüglich der anfallenden Kosten.
Möchte der Anleger in einen ETF investieren, ist ihm stark anzuraten sich zuvor ein genaues Bild zu machen. Für den optimalen Anlageerfolg ist die Selektion des passenden ETFs entscheidend. Dabei sind nicht nur die Produktmerkmale eines ETF selbst von grosser Relevanz, sondern ebenso wichtig, welche Investmentstrategie dieser verfolgt resp. welchen Index dieser abbildet. Eine falsche oder weniger optimale Selektion kann zu markanten Performance-Einbussen führen, wie obenstehende Ausführungen verdeutlichen.
Investiert der Anleger in einen ETF auf den SMI Index, verliert dieser einer der zentralen Faktoren und Vorteile, die Diversifikation. Dass dies bereits in einem kurzen Zeitraum zu markanten Performanceabweichungen führen kann zeigt der bisherige Verlauf des Börsenjahres sichtlich auf.
«Mein Portfolio» In meinem global diversifizierten Aktien Portfolio halte ich aktuell keinen ETF auf Schweizer Aktien. Der Grund liegt einerseits darin, dass ich persönlich ausserhalb des Schweizer Aktienmarktes zum jetzigen Zeitpunkt grösseres Entwicklungspotenzial sehe. Andererseits befinden sich im Index zahlreiche Titel, von denen ich erwartete, dass sie vorübergehend eher hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben könnten. Trotzdem befinden sich aktuell nebst mehreren Schweizer Nebenwerten auch einige Schweizer Blue Chip Werte aus dem SMI Index in meinem Portfolio. Mit dem jeweiligen Investmententscheid messe ich diesen einen langfristigen Investmenthorizont bei, sprich eine sog. Buy & Hold Strategie, auch mit dem Ziel von einer attraktiven Dividendenrendite zu profitieren. Zum heutigen Zeitpunkt sind dies Holcim (Einstand: 39.83), Swiss Re (69.87), Novartis (73.15, Oktober 2020 resp. 74.69, Zukauf Oktober 2022), ABB (19.12, Oktober 2019 resp. 25.37, Zukauf September 2022) und seit dieser Woche nun auch Roche (276.8).
Auch wenn der regionale Fokus in meinem Portfolio ausserhalb des Heimmarktes liegt, ist insgesamt der breite Schweizer Aktienmarkt trotzdem in meinen Vermögenswerten immer noch stark über die Anlage der Vorsorgegelder vertreten. Dies ist auch regulatorisch gesteuert resp. bedingt. Hier erfolgt die Allokation entsprechend über die kostengünstigen ETFs auf den SLI resp. SPI.
Nach einer kürzeren Erholungsphase, kennen die Aktienindizes seit mitte/ende August wieder fast nur noch eine Richtung, nach unten. Weltweit nähern wir uns bei den Kurslevels den Jahrestiefstständen bzw. haben diese schon erreicht. In den USA haben sowohl der Dow Jones Index wie auch der breit gefasste S&P500 Index gestern Montag, auf einem neuen Jahrestief geschlossen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq befindet sich erst kurz vor einem neuen Tief. In der Schweiz hat der SMI Index das bisherige Level vom Jahrestief bereits erreicht um sodann gleich nach unten auszubrechen und für noch tiefere Schlusskurse zu sorgen.
Grundsätzlich ist der September historisch tatsächlich der schlechteste Börsenmonat im Jahresverlauf. Auf den schlechten Herbstmonat folgte an den Börsen dann aber meist ein positives Schlussquartal.
Viele Anleger beobachten die Märkte und fragen sich, ob nun der Zeitpunkt gekommen ist, im grösseren Stil aufs Börsenparkett zurückzukehren. Während den letzten Tagen im September bzw. ersten Tagen im Oktober, demnach noch in dieser Börsenwoche, könnte sich durchaus eine Gelegenheit mit gewissem Gewinnpotenzial bieten, jedoch wohl eher nur von kurzfristigem und einem gewissen spekulativen Charakter. Hierzu werfen wir im heutigen Beitrag einen Blick auf das Stimmungsbarometer, den sog. Sentiment-Index.
Lange Liste von Unsicherheiten Die Liste der aktuell vorherrschenden Unsicherheiten welche die Finanzmärkte seit einiger Zeit belasten ist lang. Man darf davon ausgehen, dass diese in naher Zukunft auch nicht verschwinden oder gelöst werden. Im Gegenteil, es birgt sogar ein gewisses Eskalationspotenzial.
Corona
Seit Beginn 2020 beherrscht das Corona-Virus die Welt und beeinflusste seither massiv die Entwicklung an den Finanzmärkten. Auch nach fast 3 Jahren ist kaum zu prognostizieren, wie sich dieses Virus weiter verhält, die Situation sich zukünftig entwickeln wird und weitere Lock-Downs verhängt werden.
Lieferengpässe
Aufgrund des Corona-Virus aber auch aufgrund des Krieges in der Ukraine leiden viele Unternehmen mit Lieferengpässen. Unternehmen wie z.B. die deutsche Autoindustrie, können die vorhanden Kapazitäten somit gar nicht ausschöpfen und die Kunden mit den vorbestellten Fahrzeugen beliefern. Bis diese Lieferketten sich wieder normalisieren, wird es noch eine Weile dauern.
Rohstoffpreise Mit der Eskalation des Russland-Ukraine Konflikts gingen die Preise für Öl und Gas schockartig durch die Decke. Unter Berücksichtigung des Währungseffektes, sind die Preisanstiege für manch europäische Länder noch markanter ausgefallen. Die Preisdynamik hat über die letzten Tage jedoch etwas nachgelassen. Sowohl die Preise für Öl als auch Gas scheinen sich auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Auch die Preise für Agrarrohstoffe haben zeitweilig einen stärkeren Anstieg erfahren. Die Ukraine wird auch als Kornkammer der Welt gesehen. Der Anteil am Weltmarkt ist jedoch nicht derart gross. Es sind einzelne Länder die stark vom ukrainischen Getreide abhängig sind und somit einen signifikanten Effekt auf die Lebensmittelversorgung befürchten müssen.
Indien hat zuletzt angekündigt, die Exportmengen an Reis zu drosseln, was wiederum neue Unruhe und gewisse Angst um die Versorgungssicherheit hervorbrachte, was sich zeitgleich in höheren Preisen widerspiegelte.
Inflation
Mit den markant ansteigenden Rohstoffpreisen insbesondere bei Energie, hat die Inflation nun ein Niveau erreicht, wie es in manchen Industrieländern zuletzt vor 40 Jahren der Fall war.
Lieferengpässe haben bereits letztes Jahr für einen ersten Schub bei den Inflationszahlen gesorgt. Seit der Jahrtausendwende haben so manche Firmen ihre ganze Wertschöpfungskette bis aufs äusserste optimiert. Inventar und Lagerhaltung galten als kostspielig. Deshalb wurde versucht, die gesamte Produktionskette auf just-in-time Herstellung umzustelle. Aufgrund des für die Fertigung dadurch eingestellten Warenmangels, begannen die Unternehmen diese Strategie zu überdenken. Nun ist wieder eine gewisse Lagerhaltung mit den für die Fertigstellung notwendigen Rohstoffen und Komponenten gefragt. Diese zusätzlich generierte Nachfrage befeuerte die Inflation darüber hinaus.
Energiekrise
Die europäische Wirtschaft ist stark vom Gas abhängig u.a. für die Stromproduktion. Bisher stammte der grösste Anteil an diesem Gas aus Russland. Nach mehreren Drohungen sind nun seit anfang September die Gaslieferungen aus Russland definitiv eingestellt. Die Lager sind zwar aktuell noch gut gefüllt. Wie sich Europa jedoch durch den kommenden Winter bewegt wie der Winter ausfällt und ob uns eine Stromkrise bevorsteht, ist aktuell nur schwer einschätzbar. Somit bleibt auch der Verlauf der Energiepreise eher unklar.
Zinsniveau Nach den vielen Jahren von Negativzinsen bzw. Tiefzinsumfeld, hat die rasch ansteigende Inflation für eine ebenso rasche Zinswende gesorgt. In den USA befindet sich der Zins der 10-jährigen Staatsanleihe sog. Treasury kurz vor der 4% Marke. Seit Jahresbeginn beträgt der Anstieg knapp 2.5%, was in so kurzer Dauer als enorm zu betrachten ist. Die Ausgangslage für Kreditnehmer aber auch Anleger hat sich somit stark verändert. Wie weit sich dieser Trend fortsetzen wird hängt massgebend von der Entwicklung der Inflation in den kommenden Monaten ab.
Währungsschwankungen Gewisse Währungen, insbesondere die europäischen Währungen Euro und Pfund befinden sich im Sinkflug. Derart starke Schwankungen bei Währungen dieser Grössenordnung zeugen von Unsicherheiten am Markt und bringen im Verlauf zusätzlich Nervosität auf das Börsenparkett.
Konflikt I
Andauernde Krieg zwischen Russland und Ukraine hält insbesondere Europa und den Rest der Welt in Bann. Eine rasche Lösung des Konflikts ist kaum absehbar und es besteht sogar eine gewissen Gefahr von einer weiteren Eskalation bis hin zu einem nuklearen Event.
Konflikt II
Weiter im Osten besteht die Auseinandersetzung zwischen China und Taiwan. Spätestens seit der aktiven Stellungnahme der USA hätte eine regionale Eskalation nun definitiv negativen Einfluss auf das globale Weltgeschehen und sämtlicher Ökonomien.
Rolle Chinas Auf dem globalen Parkett der Regierungen ist das Auftreten und die Positionierung Chinas oftmals eher schwierig zu deuten. In Zukunft könnte dies in so manch einem Fall, insbesondere in der Beziehung zwischen den USA und China, für eine unangenehme Überraschung sorgen.
Rezession Die US und europäische Wirtschaft steuern auf eine Rezession zu. Wann genau und wie stark diese ausfallen werden, lässt sich vorerst noch nicht prognostizieren.
Dilemma der Notenbanken
Aufgrund der aktuell hohen Inflation und müssen die Notenbanken die Zinsen erhöhe. Im Gegenzug spricht man bereits von einer bevorstehenden Rezession. Sowohl die Europäische Zentralbank EZB sowie die US Notenbank FED riskieren mit den Zinsanpassungen die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Wird der Wirtschaftsabschwung tatsächlich eintreten, könnte dies dennoch auch Vorteile bei der Rückkehr zu zukünftig normalen Wirtschaftszyklen mit sich bringen.
Schuldenlast der Staaten
Nicht zu vergessen ist die Schuldenlast, welche sich die Staaten zu Corona Zeiten aufgebürdet haben, indem die Regierungen mit Massnahmen-Paketen die Wirtschaft unterstützten und somit die Schulden massiv erhöhten. Nun folgt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Rezession. Aufgrund der zu erwartenden reduzierten Staatseinnahmen kann somit kein Schuldenabbau vollzogen werden. Die Schuldenlast bleibt für gewisse Länder vorerst immens hoch.
Es lässt sich nun argumentieren, dass diese Unsicherheiten bekannt sind und somit all diese Faktoren in effizienten Märkten bereits eingepreist. Die stattliche Anzahl an Unsicherheiten und die z.T. nur schwer abschätzbare Entwicklung dieser, birgt jedoch ein grösseres Belastungspotenzial für die Märkte in den kommenden Wochen und vielleicht sogar Monaten.
Sentiment Index bald mit Kaufsignal In diesem Beitrag werfen wir einen besonderen Blick auf den Stimmungsbarometer, das sog. Sentiment der Aktienmärkte. Dies misst jeweils die aktuell vorherrschende Stimmung der Anleger und kann zu gewissen Zeitpunkten auch als guter Entscheidungsparameter dienen.
Im Folgenden beziehe ich mich auf den Sentiment-Index von CNN Business, den sog. Fear and Greed Index (Furcht und Gier), Zusammensetzung und nähere Informationen dazu unter diesem Link: CNN Business Fear and Greed Index.
Herrscht unter den Anlegern Panik, erzielt dieser Index oft einen Tiefstand. Dies kann dann jeweils als kurzfristiges Kaufsignal gedeutet werden da es sich bei diesem Index um einen sog. Contrarian-Index (konträr/gegenteilig) handelt. Im Gegenzug weist der Index bei absoluter Börseneuphorie Höchststände auf und ist dann als kurzfristiges Verkaufs-Signal zu deuten. Extremlevels können sogar anhaltend über eine längere Periode auftreten.
Das Stimmungsbarometer an den Aktienmärkten ist einer von vielen Indikatoren, den ich unterstützend für einen Investmententscheid beiziehe.
Betrachten wir nun den Index in diesem Jahr, stellen wir jeweilige Tiefststände um den 7. März und 12. Mai fest. Gegen ende September tendiert der Index erneut nach unten und wir nähern uns nun erneut diesen Levels von verbreiteter Panik (vgl. Abbildung unten, Zeitverlauf Fear & Greed Index).
Fear & Greed Index im Zeitverlauf (1 Jahr) Quelle: CNN Business, 27. September 2022
Betrachten wir den Index der US Technologiewerte an denselben Tagen (vgl. Abbildung unten, Zeitverlauf Nasdaq Index) fällt auf, dass der Index zeitweilige und vorübergehende Tiefstände aufweist um danach in eine gewisse Erholungsphase zu starten.
Chart Nasdaq Comp Index (1 Jahr) Quelle: Yahoo Finance, 27. September 2022
Es könnte nun durchaus sein, dass sich in den kommenden Tagen ähnliches an den Märkte abspielen wird und sich dieses Szenario nochmals wiederholt. Der Sentiment-Index hat nämlich in den letzten Tagen wieder das Level von «Extreme Fear» erreicht.
Fear & Greed Index aktuell Quelle: CNN Business, 27. September 2022
Fazit
Aktien gehen dem Wirtschaftszyklus grundsätzlich 6 Monate voraus. Gemäss Theorie dauert eine durchschnittliche Rezession ebenso 6 Monate. Innerhalb der letzten 70 Jahren dauerte in den USA eine Rezession im Schnitt 10 Monate. Somit bleibt noch etwas Zeit, bis die Aktienmärkte eine mögliche positive Wirtschaftsentwicklung wieder vorwegnehmen werden.
Die zahlreichen vorherrschenden Unsicherheiten, wie oben kaum abschliessend aufgeführt, werden die Finanzmärkte auch in den kommenden Tagen und Wochen in Banne ziehen und für den einen oder anderen Ausschlag der Kurse sorgen. Solange die Furcht von weiter steigenden oder zumindest anhaltend hohen Zinsen im Zusammenhang der anhaltend hohen Inflation d wird sich dies belastend auf die Aktienkurse auswirken.
Auf der Bewertungsseite, sind aktuelle Gewinnschätzungen, die mit 9% von einem knapp einstelligen Gewinnwachstum ausgehen, sehr sportlich und müssen daher wohl noch revidiert werden. Wie stark die höheren Energiepreise auf die Unternehmensergebnisse durchschlagen ist noch schwer abschätzbar. Die eingetrübte Konsumentenstimmung wird die Umsätze und Gewinne der Firmen vorübergehend zusätzlich belasten. Die Unternehmensergebnisse des 3. Quartals werden hier etwas mehr Licht ins Dunkle bringen.
An den Märkten selbst ist eine Umschichtung zu beobachten. Aktuell fliesst Geld aus Aktien ETFs ab, während ETFs auf Anleihen Zuflüsse erfahren. Je nach der weiteren Entwicklung der aktuellen Ausgangslage kann der Trend noch weiter anhalten. Somit würde eine wichtige Stütze der Geldzuflüsse als Treiber für steigende Aktienkurse vorerst noch ausbleiben.
Aus heutiger Sicht birgt der Markt wenig Potenzial für einen markanten und länger anhaltenden Anstieg der Aktienkurse. Die Schwankungsanfälligkeit bleibt bis auf weiteres bestehen. Positiv gesehen, können Anleger jedoch von diesen Schwankungen kurzfristig profitieren.
Mein Portfolio Aktuell hängt die Positionierung stark von der Risiko-Neigung und -toleranz des einzelnen Anlegers ab. Anleger die bereits ein gewisses Aktienexposure haben, lautet die Empfehlung, dies auf den derzeitigen Niveaus zu halten und die Baisse aussitzen.
Ist hingegen eine gewisse Liquidität derzeit auf dem Konto vorhanden, welche mittel- bis längerfristig für Finanzanlagen bereit steht, ist je in der Situation nach Anlegertyp zu differenzieren:
Kurzfristig orientierte Anleger Für risikofreudig und kurzfristig orientierte Anleger oder eher spekulativ agierende Trader könnte sich in den kommenden Tagen eine Kauf-Gelegenheit einstellen. Ein ähnlicher Rebound wie wir dies im März und Juni bis August gesehen haben (vgl. Index Chart oben) könnte sich über wenige Tage ergeben um gleich danach die Gewinne zu realisieren. Grösste Gewinnchancen bietet sich dabei auf zyklischen und insbesondere Technologiewerten. Die einfachste Umsetzung ist der Kauf des ETFs auf den Nasdaq Index.
Während gewisse Anleger auf diesen Rebound spekulieren, besteht jedoch gleichzeitig das Risiko, das die Indizes insbesondere der Nasdaq gegen unten ausbricht und dann ein neues Jahrestief realisieren wird wie dies bereits beim SMI geschehen ist. Sollten die Kurse tatsächlich dieses Supportlevel durchbrechen wäre demnach mit einer weiteren negativen Bewegung zu rechnen.
Langfristig orientierte Anleger Etwas zurückhaltende und langfristig orientierte Anleger sollten zum aktuellen Zeitpunkt eher zuwarten. Es könnten sich durchaus noch tiefere Kaufgelegenheiten bieten. Dies aufgrund der unzähligen anhaltenden Unsicherheiten, welche meist Gift für eine positive Entwicklung der Aktienkurse bedeuten.
Einzig, sollten die Märkte in Panikmodus umschalten und während eines Tagesverlaufs starke Kursverluste von 4-5% oder mehr erzielen, können Teilkäufe von soliden Unternehmens-Werten oder ETFs auf Indizes (z.B. DAX, SLI oder S&P 500) mit einem längerfristigen Zeithorizont in Betracht gezogen werden. Dabei sind US Titel aktuell zu favorisieren, da die Wirtschaft weniger vom Konflikt mit Russland und der daraus resultierenden Energie-Krise und Gasknappheit betroffen ist und somit auch weniger anfällig. Was jedoch nicht heisst, dass der US Wirtschaft trotzdem mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in eine Rezession droht.
Der Vollständigkeit wegen, sei hier meine Einschätzung erwähnt, vorerst auf Obligationen, insbesondere jene mit längeren Laufzeiten zu verzichten. Erst kürzlich begann der Trend von steigenden Zinsen, welcher ohne weiteres noch andauern kann. Die nächsten Inflationszahlen, welche demnächst publiziert werden, können in die Zinsen nochmals deutlich nach oben bewegen.
Es bleibt definitiv spannend, welche Themen und Faktoren die kommenden Tage an den Finanzmärkten dominieren und richtungsweisend auf die Märkte und Stimmung der Anleger einwirken werden. Klar ist, von einer Börseneuphorie sind wir aktuell weit entfernt. Somit werden die Märkte schwankungsanfällig bleiben, weshalb von einer anhaltend höheren Volatilität auszugehen ist, von welcher zu bestimmten Zeitpunkten Anleger jedoch profitieren können.
Der Chart des CBOE Volatility Index on S&P 500 zeigt die Entwicklung der Volatilität an den Finanzmärkten für die Periode der letzten zwei Jahr. Diese befindet sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Klar zu erkennen ist zudem der kurzfristig merkliche Anstieg im Dezember 2012 aufgrund der damals anhaltenden Fiscal Cliff Diskussionen.
Die Volatilität ist ein Mass für die Unsicherheit an den Finanzmärkten. Nimmt diese zu, bringt dies eine steigende Volatilität und somit stärkere Schwankungen mit meist fallenden Aktienmärkten mit sich. Wie bereits in einem vorangehenden Bericht erwähnt, kann ein Tiefststand, wie dies derzeit der Fall ist, als mögliches Anzeichen einer bevorstehenden Korrektur gewertet werden.
Der PMI ist ein Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität. Jeden Monat werden eine Vielzahl von Einkaufs-Managern über die laufende Entwicklung in ihrem Unternehmen im Vergleich zum Vormonat befragt. Themenbereiche sind: Produktion, Auftragseingänge, Einkaufsmengen, Preise, Lieferfristen, Lagerbestände, Beschäftigung.
Der daraus resultierende Wert zeigt die Verfassung der Wirtschaft:
Level über 50: deutet auf einen Expansion hin
Level unter 50: deutet auf eine Kontraktion hin