Bernanke's Worte entscheidend für die Wirtschaft?

Die Aktienmärkte warten heute Nachmittag gespannt auf die Rede des US-Notenbankchef Ben Bernanke und auf die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls des letzten Fed-Meetings von Ende April/Anfang Mai. Beides wird Auskunft über den weiteren Verlauf der dritten Geldmengenlockerung (Quantitative Easing 3) geben.

Gefälle der Enttäuschung: Verlauf Weltwirtschaft und Einkaufsmanager-Index (PMI) 2007-2013

Die globale Weltwirtschaft befindet sich seit der Finanzkrise im Jahr 2008/09 wieder auf dem Wachstumspfad, wie die nebenstehende Grafik aufzeigt (Level oberhalb der Nulllinie = Wachstum). Nach anfänglich starkem Aufschwung reduzierte sich bis heute das Wachstumstempo leicht aber stetig.

Die Einkaufsmanager-Indizes (PMI), die als Frühindikatoren für den Wirtschaftsverlauf gelten (vgl. dazu Wissenswertes - Purchase Mangers' Index (PMI)), bewegen sich in einem vergleichbaren Trend.Die durch die US-Notenbank Fed zwischen 2010 bis 2012 bekannt gegebenen monetären Lockerungen (sog. Quantitative Easing 1-3) führten jeweils zu einem klar erkennbaren Anstieg des PMI (letzte drei Wellen). Die Intensität für ein optimistisches Bild nahm jedoch bei der letzten Lockerung im Vergleich zu den ersten beiden Ankündigungen ab. Die Ernüchterung bei den Unternehmen folgte jeweils bereits wenige Monate darauf, was sich in einem fallenden PMI widerspiegelt.Gleichzeitig gelang es der Weltwirtschaft nie ihre Wachstumsraten deutlich zu erhöhen. Im Gegenteil, das Weltbruttoindlandsprodukt (BIP) folgt seit dem Jahr 2010 der fallenden Trendlinie des PMI. Werden die zahlreichen Anstrengungen der verschiedenen Notenbanken (u.a. Fed, EZB, BoJ) zur Ankurbelung der Wirtschaft bei der Beurteilung herangezogen, fällt das Resultat ernüchternd aus. Die Frage ist natürlich berechtigt, wo stünde heute das globale BIP, hätten die Notenbanken nicht zu den drastischen Massnahmen gegriffen.

Klar ist, dass mit den Ankündigungen der Notenbanker das Vertrauen an die Finanzmärkte zurück kam und mit ihm die steigenden Aktienkurse. Dazu beigetragen haben sicher auch die soliden Bilanzen und die besser als erwartet ausgewiesenen Gewinne der Unternehmen. Den grössten Effekt jedoch brachten die enormen, von den Zentralbanken auf den Markt geschütteten Geldmengen. Folglich werden die heute veröffentlichten Details zur Strategie des Fed kurzfristig viel mehr für die Aktienmärkte als für die globale Wirtschaft  richtungsweisend sein.Folgen nicht bald klare Impulse droht die globale Wirtschaft in eine Situation der Lethargie zu verfallen und die Unternehmen werden sich weiterhin mit neuen Investitionen zurückhalten. Aufgrund der dadurch fehlenden Umsatzsteigerungen einerseits und den in den letzen Jahren ausgereizten Bemühungen zur Kostensenkung andererseits, werden die angestrebten Gewinnwachstumsziele nicht zu erreichen sein. Folglich wird früher oder später diese Entwicklung auf die Aktienmärkte durchschlagen.Für die Zentralbanken bleibt weiterhin die Herausforderung, die Wirtschaft wieder aus dieser fragilen Umgebung zu führen. Die Mittel hierzu sind jedoch auch für den US-Notenbankchef Ben Bernanke praktisch ausgereizt.

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