Enttäuschte Anleger trotz Börsenrally - ETF Selektion: Schlüssel zum Erfolg

Die Aktienmärkte erfahren einen fulminanten Jahresstart. Die Rally begann grundsätzlich schon im letzten Herbst. Jedoch seit Jahresbeginn kennt die Euphorie bisher kaum Grenzen. Wichtige Börsenbarometer haben im Zeitraum von etwas mehr als einem Monat bereits um die 10% oder mehr zugelegt. Dies ist bereits mehr als die im historischen Durchschnitt erzielten Kursgewinne von 6-8% pro Kalenderjahr.

Enttäuschte Anleger – fehlende DiversifikationMit den Nachrichten über die starken Kursavancen kann es nun sein, dass Anleger in Schweizer Aktien verwundert sind über das eher bescheidene Abschneiden ihres Portfolios resp. den Aktien Schweiz Teil, und deshalb verständlicherweise auch entsprechend enttäuscht. Wie kommts?

Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer, der Swiss Market Index (SMI), legte im Vergleich seit Jahresbeginn mit 5.7% lediglich «nur» gut die Hälfte zu (vgl. Performance Chart unten).Der Grund ist rasch gefunden. Die Index Schwergewichte Roche und Novartis vermochten aufgrund der in dieser Woche publizierten enttäuschenden Quartalsergebnissen nicht zu überzeugen. Beide Pharmatitel haben deshalb seit Jahresbeginn an Wert eingebüsst. Ähnliches gilt für das dritte Indexschwergewicht Nestlé. Obwohl die Performance des Nahrungsmittelmulti seit Jahresstart positiv ausfällt, bleibt diese mit gut 4% weit zurück.

Alle 3 Titel weisen ein Indexgewicht von je gut 17% auf. Der SMI Index umfasst die 20 grössten Titel. Somit machen alleine die drei grössten Werte bereits über 50% des Indexgewichtes aus und beeinflussen entsprechend stark den Indexverlauf. Betrachtet man die 5 grössten Titel, weisen diese sogar bereits ein Gewicht von fast 70% auf.

ETF Selektion - Alternative zum SMIUnterdessen sind seit dem 18. September 2017 die Maximalgewichtungen der Unternehmen im SMI Index vierteljährlich auf maximal 18% beschränkt. Zuvor lag der Anteil der 3 Schwergewichte noch einiges höher und betrug rund zwei Drittel. Trotz dieser Einführung der Maximalgewichtung, investiert der Anleger in einen ETF (Exchange Traded Fund) auf den SMI Index, verliert dieser aufgrund der hohen Gewichtung einzelner Unternehmen, einer der zentralen Faktoren und Vorteile, die Diversifikation.

Eine Alternative stellt der breiter aufgestellte SLI Index (Swiss Leader Index) dar. Im Gegenzug zum SMI mit 20 Titeln enthält der SLI Index deren 30. Der SLI Index setzt sich aus denselben Werten zusammen wie jene des SMI und enthält zusätzlich noch die 10 grössten und liquidesten aus dem Mid Cap Bereich. Das maximale Gewicht der 4 grössten Unternehmen wird bei 9% beschränkt. Die weiteren Indexkomponenten werden auf ein maximales Gewicht von 4.5% gekappt.

Der Jahresstart zeigt indes, dass bereits in einem kurzen Zeitraum aufgrund der unterschiedlichen Index-Zusammensetzung und Gewichtung ein grosse Performance-Lücke entstehen kann. Im Gegensatz zum SMI (+5.7%) legte der SLI Index bereits fast das doppelte, um markante 9.2% seit Jahresbeginn zu.

Im langfristigen Vergleich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat der SLI Index über 30% stärker zugelegt als der SMI über denselben Zeitraum. Dies obwohl die darin enthaltenen und proportional höher gewichteten Finanztitel wie u.a. die UBS oder Credit Suisse sich seither eher schwer taten. Im Gegenzug haben die defensiven Schwergewichte aus dem Sektor Food und Pharma, Nestlé, Novartis und Roche, die positive Entwicklung des SMI stark gebremst.

Fazit:Ein ETF (Exchange Traded Fund) bildet in der Regel einen Index ab und strebt somit die Nachbildung dessen Wertentwicklung an. Heisst, der Kurs des ETF folgt mehr oder weniger eins zu eins der Bewegung des zu Grunde liegenden Indizes und deren Komponenten, abzüglich der anfallenden Kosten.

Möchte der Anleger in einen ETF investieren, ist ihm stark anzuraten sich zuvor ein genaues Bild zu machen. Für den optimalen Anlageerfolg ist die Selektion des passenden ETFs entscheidend. Dabei sind nicht nur die Produktmerkmale eines ETF selbst von grosser Relevanz, sondern ebenso wichtig, welche Investmentstrategie dieser verfolgt resp. welchen Index dieser abbildet. Eine falsche oder weniger optimale Selektion kann zu markanten Performance-Einbussen führen, wie obenstehende Ausführungen verdeutlichen.

Investiert der Anleger in einen ETF auf den SMI Index, verliert dieser einer der zentralen Faktoren und Vorteile, die Diversifikation. Dass dies bereits in einem kurzen Zeitraum zu markanten Performanceabweichungen führen kann zeigt der bisherige Verlauf des Börsenjahres sichtlich auf.

«Mein Portfolio»In meinem global diversifizierten Aktien Portfolio halte ich aktuell keinen ETF auf Schweizer Aktien. Der Grund liegt einerseits darin, dass ich persönlich ausserhalb des Schweizer Aktienmarktes zum jetzigen Zeitpunkt grösseres Entwicklungspotenzial sehe. Andererseits befinden sich im Index zahlreiche Titel, von denen ich erwartete, dass sie vorübergehend eher hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben könnten. Trotzdem befinden sich aktuell nebst mehreren Schweizer Nebenwerten auch einige Schweizer Blue Chip Werte aus dem SMI Index in meinem Portfolio. Mit dem jeweiligen Investmententscheid messe ich diesen einen langfristigen Investmenthorizont bei, sprich eine sog. Buy & Hold Strategie, auch mit dem Ziel von einer attraktiven Dividendenrendite zu profitieren. Zum heutigen Zeitpunkt sind dies Holcim (Einstand: 39.83), Swiss Re (69.87), Novartis (73.15, Oktober 2020 resp. 74.69, Zukauf Oktober 2022), ABB (19.12, Oktober 2019 resp. 25.37, Zukauf September 2022) und seit dieser Woche nun auch Roche (276.8).

Auch wenn der regionale Fokus in meinem Portfolio ausserhalb des Heimmarktes liegt, ist insgesamt der breite Schweizer Aktienmarkt trotzdem in meinen Vermögenswerten immer noch stark über die Anlage der Vorsorgegelder vertreten. Dies ist auch regulatorisch gesteuert resp. bedingt. Hier erfolgt die Allokation entsprechend über die kostengünstigen ETFs auf den SLI resp. SPI.

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